Krebskranker Blogger hinterlässt bewegenden virtuellen Abschiedsbrief

Ein kanadischer Blogger, der im Alter von 41 Jahren an den Folgen von Darmkrebs starb, hat für seine Leser einen virtuellen Abschiedsbrief hinterlassen. Einen Tag nach seinem Tod wurden die bewegenden Worte veröffentlicht – und von so vielen Menschen aufgerufen, dass die Seite zusammenbrach. Bereits im Vorfeld ließ der Schriftsteller seine Online-Fangemeinde regelmäßig am schmerzhaften Verlauf seiner Krankheit teilhaben.

„The Last Post“ (dt: „Der letzte Eintrag“) – so lautet der Titel des Abschiedseintrags, den Derek K. Miller seiner Blog-Leserschaft hinterlassen hat. Er hatte dafür gesorgt, dass seine letzten Worte nach seinem Tod in seinem Blog „penmachine.com“ veröffentlicht wurden. Zehn Jahre lang hat der Kanadier unter dieser Adresse eine Vielzahl an Artikeln verfasst, er galt als einer der bekanntesten Blogger in British Columbia. Im Jahr 2007 dann die Diagnose: Darmkrebs. Als drei Jahre später klar wurde, dass es keine Hoffnung auf Heilung mehr gibt, gab der Blogger in seinem Profil bekannt: „Ende 2010 habe ich erfahren, dass sich meine Krebserkrankung im Endstadium befindet. Ich rechne damit, dass sie mich aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwann im Jahr 2011 oder Anfang 2012 umbringen wird.“

Vergangene Woche wurde Millers Prophezeiung bittere Realität. Einen Tag später konnte die ganze Welt seinen Abschiedsbrief lesen, der so beginnt: „Jetzt ist es soweit. Ich bin tot, und dies ist mein letzter Blog-Eintrag.“ Im nachfolgenden Text erzählt der Kanadier von der Liebe zu seiner Ehefrau Aidrie, mit der er 23 Jahre lang verheiratet war, zu seinen Töchtern Marina und Lauren und seinen Eltern. Er weist darauf hin, wie wichtig es ist, den Moment zu genießen, sinniert darüber, wie sich die Welt nach seinem Tod verändern wird und hofft, dass seine Familie optimistisch in die Zukunft blicken kann. „Es hat sich herausgestellt, dass sich niemand vorstellen kann, wie unser aller Leben verläuft“, schreibt er. Und: „Ich glaube und hoffe, dass meine Töchter genau das aus meiner Erkrankung und meinem Tod lernen können. Und dass meine wunderbare, erstaunliche Frau Airdrie das auch so sehen kann.“

Überraschend nüchtern die Aussage: „Ich bin nicht an einem besseren oder schlechteren Ort gegangen. Ich bin nirgendwo hin gegangen, weil Derek nicht mehr existiert.“ Der Blogger war sich sicher, dass es kein Leben nach dem Tod gibt. „Deshalb hatte ich keine Angst vor dem Moment des Sterbens und davor, was danach kommt.“ Der Brief endet mit einer bewegenden Liebeserklärung an seine Frau: „Ich habe dich aus tiefstem Herzen geliebt, ich liebte dich, ich liebte dich, ich liebte dich.“

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Der Blog-Eintrag des Kanadiers zog so viele Leser an, dass die Seite „penmachine.com“ zusammenbrach. Millers Frau kümmerte sich darum, dass der Abschiedsbrief ihres Mannes vorübergehend auf einer anderen Domain zugänglich gemacht wurde. Aidrie Miller verarbeitete die Krankheit ihres Mannes ebenfalls virtuell: Sie gründete im September 2007 den Blog „talkingtoair.com“ und schrieb regelmäßig über Millers Zustand. Am 7. Mai verabschiedete sie sich dort von ihrem Mann. Gegenüber „Fox News“ erzählte sie außerdem, dass ihr Ehemann in den letzten zwei Monaten vor seinem Tod nicht mehr sprechen konnte. „Als er seine Stimme verlor, fing ich ernsthaft an, seinen Blog zu lesen, um zu wissen, was in seinem Kopf vorgeht“, sagte sie. „Sein Blog ist für mich zum Denkmal geworden.“