Nordafrika rappt die Revolution

Revolution ist Musik, und Musik ist Revolution. Vom kleinen Bürgerprotest bis zum Volksaufstand werden revolutionäre Akte seit jeher musikalisch untermauert. Auch der Arabische Frühling hatte einen Soundtrack: HipHop.

Es war Ende 2010, als sich die Massenproteste in Tunesien zu einer Revolution entwickelten, die sich bald auf die gesamte arabische Welt ausweitete. In Staaten wie Ägypten, Marokko, Libyen und Algerien gingen Millionen auf die Straßen, kämpften gegen die autoritären Regime und für die Freiheit der Völker. Vor allem junge Menschen trieben die Proteste voran. Ein wichtiger Motor ihres Widerstands: natürlich Musik. HipHop und Rap wurden die Überbringer ihrer Botschaften. 

Kritik kommt an
Der Tunesier Hamada Ben Amor etwa nennt sich als Rapper El General, schreibt seit Jahren politische Lieder und lieferte mit „Rais Lebled“ (dt.: „Der Chef meines Landes“) eine regelrechte Protesthymne. Während seine Texte vor der Revolution aufgrund der strengen staatlichen Zensur nur im Untergrund landeten, schaffte er es mit seiner mutigen Kritik am damaligen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali im passenden Moment vor ein Massenpublikum.

HipHop vs. Pop-Zensur
Auch der ägyptische Rapper Deeb, bürgerlich Mohamed El Deeb, hatte vor den Protesten Probleme, sich als Musiker zu etablieren. Nicht nur war er gezwungen, seine gerappte Politik zu verschlüsseln und anstatt „Regierung“ nur „die großen Jungs“ zu singen. Er hatte auch kaum eine Chance gegen die gewollt verweichlichte Pop-Kultur im ägyptischen Radio. Erst als das Mubarak-System wackelte, konnte Deeb konkreter werden und auf den großen Plätzen in Kairo auftreten. Heute gilt er als Wegbereiter für HipHop in Ägypten und wie El General als Anpeitscher der arabischen Revolution.

Poesie des Protests
Es gelang weiteren arabischen Rappern, etwa dem Syrer Omar Offendum mit seinem Protest-Hit „#Jan25”,  ihre meist zu Hause und heimlich aufgenommenen Songs zu nutzen und die Revolution weiter ins Rollen zu bringen. Ohne Protz, Bling-Bling und großes Trara machten sie HipHop, wie er einmal war. Was für sie zählte, waren die Botschaften und das große Ziel, Musik zur Waffe einer Bewegung zu machen, von der ihre Völker profitieren. Im Zusammenspiel mit druckvollen Beats und Bässen wurden ihre Raps zur Poesie des Protests.