Opulenter Bildband zu Elvis' Karrierestart

Das Cover des Bildbandes «Elvis and the Birth of Rock and Roll» von Alfred Wertheimer. Foto: Taschen Verlag, Köln

1956, USA: Bald wird die ganze Welt den Namen dieses jungen Mannes kennen. Noch aber ist Elvis Presleys Fangemeinde überschaubar. Alfred Wertheimer gehört nicht dazu. «Elvis wer?», habe er gefragt, als er den Auftrag erhielt, den Musiker zwei Wochen lang zu begleiten, erinnert sich der Fotograf.

Seine Bilder werden nun im Bildband «Elvis and the Birth of Rock and Roll» präsentiert. Sie zeigen den Künstler ganz nah - nur wenige Wochen, bevor sein kometenhafter Aufstieg zum Weltstar begann.

Wertheimer (1929-2014) hat festgehalten, wie verliebt die Augen weiblicher Fans strahlten, wie gern der gerade einmal 21 Jahre alte Elvis flirtete, überall, und mit großem Erfolg. Elvis auf der Bühne, Backstage, in Hotelzimmern, auf einer Harley, immer war der selbst erst 26-Jährige ganz nah dabei. Er sei dem Musiker nicht nur zwei Wochen auf Tour gefolgt, sondern auch «überall sonst hin», erklärt Wertheimer im Buch. «Elvis gewährte mir völlig freien Zugang zu seinem Leben - und ich folgte ihm sogar bis ins Badezimmer.»

Es sei sein erstes Jahr als Berufsfotograf gewesen und er darum glücklicherweise noch nicht mit den gängigen Nähe-Regeln vertraut. Auf diese Weise entstanden Bilder eines Mannes, der sich der Kamera in vielen Fällen wohl kaum bewusst war: Elvis im Wasser, beim Styling im Bad, mit Fanpost auf der Couch, mit der über alles geliebten Mutter oder beim Einkauf neuer Hemden.

In den Begleittexten wird der Werdegang des Musikers geschildert, der rasend schnell zum Star wurde und doch ein unglückliches Ende nahm. Eingebettet sind Zitate von Menschen, die Elvis als Vorbild hatten und selbst zu Stars wurden. Mit Elvis sei ein völlig neuer Sound eingeführt worden, der schließlich Rock and Roll genannt werden würde, heißt es im Text.

Er habe Elvis noch einmal bei einer Pressekonferenz vor der Abreise des Musikers zum 18-monatigen Einsatz bei der Dritten Panzerdivision in Deutschland im September 1958 getroffen, so Wertheimer, dann nicht mehr. «Die Ironie bei all dem ist, dass ich 19 Jahre lang keine einzige Anfrage für ein Elvis-Bild bekam - von der Zeit, als ich ihn zum letzten Mal lebend sah, bis zu seinem Todestag am 16. August 1977.»

Nach seiner Rückkehr aus Deutschland hatte Presley (1935-1977) einen großen Teil seiner kreativen Kraft für Filme verwendet, von denen nur wenige gut waren. Musikalisch zogen die Beatles, Rolling Stones, Beach Boys und Bob Dylan an ihm vorbei, aus Rock and Roll wurde Rock pur. Wertheimers Fotos zeigen Elvis unverbraucht, mit offenem Blick. Noch liegen Enttäuschungen fern, noch geht es immer nur in eine Richtung: aufwärts. Es macht Freude, diesen Elvis zu sehen, und ein bisschen traurig macht es auch.

Chris Murray, Robert Santelli: Alfred Wertheimer. Elvis and the Birth of Rock and Roll, Taschen Verlag, Köln, Ausgabe in Deutsch, Englisch und Französisch, 360 Seiten, 49,99 Euro, ISBN 9-783-8365-5907-2

Elvis and the Birth of Rock and Roll