Neue Doku zeigt Bilder aus dem Nachlass der NS-Filmemacherin Riefenstahl

Etwa 700 Archivkisten der Nazi-Filmemacherin Leni Riefenstahl hat er ausgewertet: Der Filmemacher Andres Veiel stellt am Rande des Filmfestivals von Cannes einen Dokumentarfilm über die umstrittene Regisseurin und Fotografin vor. (-)
Etwa 700 Archivkisten der Nazi-Filmemacherin Leni Riefenstahl hat er ausgewertet: Der Filmemacher Andres Veiel stellt am Rande des Filmfestivals von Cannes einen Dokumentarfilm über die umstrittene Regisseurin und Fotografin vor. (-)

Etwa 700 Archivkisten der Nazi-Filmemacherin Leni Riefenstahl hat er ausgewertet: Der Filmemacher Andres Veiel stellt am Rande des Filmfestivals von Cannes einen Dokumentarfilm über die umstrittene Regisseurin und Fotografin vor, wie der Vertrieb Beta Cinema am Montag mitteilte. Produzentin des Films ist ARD-Moderatorin Sandra Maischberger, die Riefenstahl 2002 kurz vor deren Tod interviewt hatte.

"Die hundertjährige Lebens- und Wirkungsgeschichte Leni Riefenstahls ist ein Schlüssel zum Verständnis der Manipulationsmechanismen, denen wir heute wieder begegnen", betonte Maischberger in der auf Englisch verbreiteten Mitteilung. Ihr Werk zu entschlüsseln bedeute, sich mit den Wurzeln der Filmpropaganda zu befassen, "um deren Wiederaufleben heute zu erkennen".

In Riefenstahls Bilderwelten gehe es immer um den "Triumph über das angeblich Schwache", erklärte Veiel. Das Vermächtnis der Filmemacherin ermögliche einen neuen Blick auf das heute wieder zunehmende "Bedürfnis einer Inszenierung des Perfekten und Siegreichen", fügte er hinzu. Veiels Film soll im vierten Quartal in die Kinos kommen.

Kritiker sehen in Riefenstahls Filmästhetik eine totalitäre Verherrlichung des Gesunden und Starken. Riefenstahl dokumentierte unter anderem den Reichsparteitag der NSDAP 1934 in ihrem heroisierenden Film "Triumph des Willens". Aufsehen erregte auch ihre Dokumentation der Olympischen Spiele in Berlin 1936, für die sie die Kamera häufig aus der Untersicht auf muskelbepackte Sportler richtete. Sie filmte von Kränen und aus offenen Fahrzeugen heraus - damals eine Revolution.

Während des Zweiten Weltkriegs sollte ihr "Sonderfilmtrupp Riefenstahl" den Polenfeldzug dokumentieren. Riefenstahl stritt dennoch zeit ihres Lebens ab, eine überzeugte Anhängerin des Nationalsozialismus gewesen zu sein. "Ich habe nichts propagandistisch hinzugefügt oder manipuliert, sondern das, was ich sah, möglichst gut von meinen Kameramännern filmen lassen", sagte Riefenstahl wenige Jahre vor ihrem Tod dem "Spiegel".

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie von den Alliierten als Mitläuferin eingestuft. Sie verlegte sich auf Fotoreportagen, etwa über das afrikanische Volk der Nuba. Riefenstahl starb 2003 im Alter von 101 Jahren in Bayern an Herzversagen. Ihr kompletter Nachlass ging 2018 an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin über. Dazu zählen Fotografie- und Filmbestände sowie Manuskripte, Briefe und Akten.

kol/mid