Al-Qaida erpresst Regierung mit deutscher Geisel

"AQIM" -Chef Abou Moussab in einer undatierten Videobotschft. Sein Terrornetzwerk setzt Deutschland unter Druck

Al-Qaida in Nordafrika bekennt sich zur Entführung eines deutschen Ingenieurs in Nigeria. Die Geisel komme erst frei, wenn Deutschland eine inhaftierte Islamistin freilasse.

Das Terrornetzwerk "Al-Qaida im Islamischen Maghreb" (AQIM) hat sich zur Entführung eines deutschen Ingenieurs in Nigeria bekannt. In einem Schreiben der Islamisten, das der mauretanischen Nachrichtenagentur Nouakchott News (NN) vorliegt, heißt es, der Deutsche Edgar Fritz R. sei von den Mudschahidin im Januar nahe der Stadt Kano gefangen genommen worden.

Al-Qaida fordert laut NN für die Freilassung der deutschen Geisel die Entlassung einer Islamistin aus einem Gefängnis in Deutschland. Filiz Gelowicz (alias "Umm Saifullah al-Ansariyya"), die Ehefrau des "Sauerland"-Attentäters Fritz Gelowicz, solle von der deutschen Regierung freigelassen und für ihre Haft entschädigt werden, heißt es in dem Bekennerschreiben der Al-Qaida.

Weiter warnen die Islamisten in ihrem Schreiben vor einem Befreiungsversuch des entführten Deutschen. Erst in der vergangenen Woche waren ein Brite und ein Italiener, die von al-Qaida in Nigeria verschleppt worden waren, bei einem Befreiungsversuch britischer Spezialeinheiten getötet worden.

Die Deutsch-Türkin Filiz Gelowicz (30) war im Januar 2011 von einem Berliner Gericht zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden.

Sie hatte nach der Festnahme ihres terrorverdächtigen Ehemannes im September 2008 begonnen über das Internet für den bewaffneten Dschihad zu werben. Mehrere tausend Euro hatte die mutmaßliche Islamistin aus Ulm gesammelt und über Mittelsmänner an eine Terrorgruppe in Pakistan geschickt. Zudem hatte Gelowicz eine Vielzahl islamistischer Propagandavideos im Internet veröffentlicht.

Der deutsche Ingenieur Edgar Fritz R., Mitarbeiter der Baufirma Bilfinger Berger, war am 26.Januar in der nigerianischen Stadt Kano von Unbekannten verschleppt worden. Lokale Medien hatten die islamistische Sekte Boko Haram hinter der Entführung vermutet. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes in Berlin ist mit dem Fall betraut.