Rechtsstreit um Baby zwischen Leihmutter und schwulen Vätern

Yahoo Parenting
Beth Greenfield
Leitende Redakteurin

Zwei Väter hatten gehofft, ein Mädchen aus Thailand mit nach Hause nach Spanien bringen zu können, nachdem sie vor sechs Monaten von einer Leihmutter in dem asiatischen Land geboren wurde. Stattdessen sitzen sie seitdem in Bangkok fest, da die leibliche Mutter ihre Meinung geändert hat. Jetzt liegt das Schicksal des biologischen Vaters, Gordon „Bud“ Lake, aus den USA, seines spanischen Ehemanns, Manuel Santos, das der Leihmutter Patidta Kusolsang und das von Baby Carmen in den Händen der thailändischen Justiz. Am Donnerstag wird es eine Anhörung zum Sorgerechtsstreit geben.

Bud Lake und Manuel Santos mit Baby Carmen, die der Grund für einen Sorgerechtsstreit in Thailand ist (Bild: Facebook)

Die in Valencia lebenden Väter glauben, dass Kusolsang ihre Meinung änderte, weil sie herausfand, dass die beiden schwul sind.

„Wir sitzen seit sechs Monaten in Thailand fest, riskieren unsere Jobs und unser Haus in den USA zu verlieren, weil wir hier nicht weg können. Wenn wir abreisen, riskieren wir jedoch den größten Verlust – den unserer wunderschönen Tochter Carmen“, schreiben sie auf einer Crowdfunding-Webseite, wo sie um finanzielle Unterstützung für ihren Rechtsstreit bitten (bisher konnten Sie darüber fast 27.000 Euro sammeln). Auf Facebook erklären sie, dass sie ihre Ersparnisse fast völlig aufgebraucht haben – für Unterkunft, Schulkosten für ihren 2-jährigen Sohn (der mit ihnen in Thailand ist), Visaverlängerungen und Lebensmittel. „Und all das nur, weil unsere Leihmutter nicht will, dass Carmen von schwulen Eltern aufgezogen wird. Und ich habe keine vollen Befugnisse als Elternteil, weil mir diese rechtlich als Schwuler nicht zugestanden werden“.

Lake, der nicht sofort auf die Anfrage von Yahoo Parenting reagierte, erklärte später, dass Kusolsang Santos drei Tage nach der Geburt traf und sich daraufhin weigerte, die notwendigen Dokumente für Carmens Reisepass zu unterzeichnen, und Anzeige wegen Kindesentführung erstattete.

Bild: Facebook

Auf Facebook erklärt Lake, wie sie sich für Kusolsang entschieden – sie war eine gestationelle Leihmutter, was bedeutet, dass nicht ihre Eizellen verwendet wurden. „Wir dachten alles läuft gut, als ich es bei einem früheren Besuch in Bangkok organisierte. Wir entschieden uns für eine Agentur, die seriös schien, um die Leihmutterschaft zu organisieren: New Life Thailand. Wir wählten eine Eizellenspenderin aus, ich gab meinen Samen für die künstliche Befruchtung (IVF) und wir mochten die von der Agentur vorgeschlagene Leihmutter. Sie stammte aus einer Mittelklasse-Familie mit zwei Schwestern, einer Tochter, hatte einen professionellen Job und so wie es schien guten Rückhalt.

Wegen einer Reihe an Skandalen hat Thailand vor Kurzem die gewinnorientierte Leihmutterschaft verboten (Carmen war da bereits im Uterus) und Ende des Monats tritt eine völlige Sperre in Kraft. Eine befristete Bestimmung könnte den Männern erlauben, das Land mit Carmen zu verlassen, allerdings werden darin die Eltern als „Ehemann und Ehefrau“ bezeichnet, erklärt Lake auf seiner Facebook-Seite und auf der Webseite Fundly, wo die Crowdfunding-Aktion läuft. Außerdem hat in Thailand die Frau, die ein Kind gebärt, alle legalen Rechte für dieses Kind und muss ihr Einverständnis geben, bevor die zukünftigen Eltern das Kind aus dem Land bringen dürfen.

Kusolsang streitet ab, dass die sexuelle Orientierung der Männer der Grund dafür ist, dass sie ihre Meinung geändert hat. „Ich vermisse sie jeden Tag“, erzählte sie CNN mit Hilfe eines Übersetzers. „Man sieht immer wieder, wie schlecht die Welt heute ist. Und ich weiß einfach nicht, was sie mit meinem Baby anstellen werden“. Dann erklärt sie, dass sie ihre Meinung bereits früher geändert hatte, als sie keine Informationen über die zukünftigen Eltern herausbekommen konnte, und sagt, sie würde dem Paar das Geld zurückzahlen, wenn sie das Baby behalten dürfte.

Die Männer wollen jedoch Thailand auf keinen Fall ohne ihre Tochter verlassen. „Wir können uns nicht vorstellen, Carmen zu verlieren“, erzählte Lake gegenüber CNN. „Sie ist unsere Tochter und unsere Tochter gehört zu uns“.

Bild: Facebook

Der Streit um Carmen ist zu einer Auseinandersetzung mit gegenseitigen Anschuldigungen in den thailändischen Medien geworden und die Väter konnten online viele Unterstützer gewinnen (mehr als 75.000 Personen unterschieben eine Petition auf Change.org), die teilweise sehr hässliche Kommentare abgeben. „Natürlich ist die Leihmutter eine wahnsinnige Psychopathin und sie hat keinerlei biologische Verbindung zum Baby Carmen“, kommentierte Tosapit Jingjo Phadetpai aus New York auf Facebook. „Wissen Sie was, sie ist NICHT Carmens Mutter, sie ist lediglich ein im beiderseitigen Einvernehmen abgeschlossenes Geschäft, aus wissenschaftlicher Sicht ist sogar die Eizellenspenderin eher eine Mutter für Carmen.“ Mut machende Tweets für die Väter enthalten Nachrichten wie: „Patidda sagt, sie würden Menschenhandel betreiben? Scher dich zum Teufel!“

Die Leihmutter, Patidta Kusolsang mit ihrem Neugeborenen Carmen, wie sie auf der Facebook-Seite des Paares gezeigt wird (Bild: Facebook)

Jennifer Lahl, die als Anwältin gegen die Leihmutterschaft kämpft und Präsidentin der NGO Center for Bioethics and Culture Network ist, ist über den öffentlichen Tonfall in diesem Fall nicht überrascht. „Wie solle man gegen so eine starke und berührende Story ankämpfen, von Leuten, die gerne Eltern sein wollen? Aber Leihmutterschaft ist ein globales Geschäft, mit dem Milliarden von Dollar verdient werden“, erklärt sie Yahoo Parenting. „Die Sympathie [der Öffentlichkeit] wird auf Seiten der Familie liegen, die verzweifelt ein Kind möchte – nicht bei der Frau, die die Vereinbarung eingegangen ist, ihre Meinung geändert hat und jetzt deren Leben ruiniert“. In den meisten Leihmutterschafts-Fällen, sagt sie, „will jeder nur, dass die Frau verschwindet“. Und indem man sich für eine ausländische Leihmutter entscheidet, scheint das einfacher – und günstiger – deshalb wählen so viele Amerikaner diese Option.

Aber der Kampf um Carmen, so Lahl, ist ein gutes Beispiel, warum die Möglichkeit der Leihmutterschaft komplett verboten werden sollte – das ist das Ziel ihrer neuen globalen Kampagne Stop Surrogacy Now (Leihmutterschaft jetzt stoppen), die derzeit von 16 Organisationen in 18 Ländern unterstützt wird. Ihre Argumentation, wie sie sagt, beruht auf der „feministischen Ansicht, dass wir den weiblichen Körper nicht missbrauchen sollten“, und das gilt für alle Frauen.

„Es geht nicht darum, ob schwule Paare dank der Leihmutterschaft zu Eltern werden dürfen – es geht darum, dass niemand auf diesem Weg ein Kind haben sollte“, sagt Lahl, die früher als Krankenschwester arbeitete und den Dokumentarfilm „Breeders: A Subclass of Women?“ drehte. Sie sagt, dass die Erklärung von Eltern, die sich für eine Leihmutterschaft entscheiden, meist wie folgt lautet: „Sie brauchte das Geld, wir wollten ein Kind, wir konnten einander helfen“. Aber, so sagt Lahl: „Sie hilft nur, weil sie das Geld braucht“. Mit Blick auf die gestationelle Leihmutterschaft fügt Lahl hinzu: „Es ist mir egal von wem das Erbgut stammt – wir können den genetischen Beitrag nicht über den körperlichen Beitrag stellen, denn ohne sie würde es das Baby nicht geben.“ In Bezug auf die Eizellenspenderin und andere wie sie, sagt Lahl: „Die meisten von ihnen glauben, dass sie helfen. Aber sie müssen begreifen, dass sie möglicherweise helfen, einen Alptraum zu kreieren.“

Jetzt da Lake, Santos und Kusolsang in dieser Situation sind, sagt Lahl: „Die Frage ist nun, was das Beste für das Kind ist. Wir müssen die Tatsache anerkenne, dass diese Frau die leibliche Mutter ist und dass dieser Mann der biologische Vater ist“. Sie fragt sich: „Wie können wir anerkennen, dass beide Personen Rechte haben und dass das Kind ein Recht auf beide Elternteile hat? In der jetzigen Situation kann es keinen Gewinner geben“.