Schlüsselangeklagter gesteht Organhandel im Kosovo

Ehemaliger hoher Gesundheitsbeamter bestreitet aber eigene Schuld

Im Prozess wegen illegalen Organhandels im Kosovo hat ein Schlüsselangeklagter am Freitag zugegeben, dass in der Medicus-Klinik der Hauptstadt Pristina unrechtmäßig Nieren transplantiert wurden. Ilir Rrecaj, ein ehemaliger Spitzenbeamter des Kosovo-Gesundheitsministeriums, sagte in dem unter Beteiligung der EU-Polizei- und Justizmission im Kosovo (EULEX) geführten Verfahren, es habe derartige Transplantationen ohne Lizenz gegeben. Ihn treffe daran jedoch keine Schuld.

Der EU-Sonderankläger Jonathan Ratel wirft Rrecaj und seinen sechs Mitangeklagten vor, einen schwunghaften illegalen Organhandel betrieben zu haben. Im Zentrum der Ermittlungen steht die Medicus-Klinik, die 2008 nach einer Polizeirazzia geschlossen worden war. Der Anklageschrift zufolge rekrutierte die Klinik vor allem in armen Gebieten Osteuropas und Zentralasiens Menschen, denen sie rund 15.000 Euro für ihre Organe bot. Später wurden diese für bis zu 100.000 Euro weiterverkauft.

Der Sonderberichterstatter des Europarats, Dick Marty, hatte Ende 2010 den derzeitigen Kosovo-Regierungschefs Hashim Thaci beschuldigt, als Kommandeur der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) während des Kriegs 1998/1999 am Handel mit Organen serbischer Gefangener beteiligt gewesen zu sein. Thaci wies dies zurück. Marty zufolge gibt es einen engen Zusammenhang zwischen den Vorwürfen gegen Thaci und der Affäre um die Medicus-Klinik in Pristina.