Snowden beantragt Asyl in Venezuela - USA bestehen auf Auslieferung

Snowden beantragt Asyl in Venezuela - USA bestehen auf Auslieferung (Getty Images)

Flüchtet der Geheimdienst-Spezialist Snowden nach Venezuela? Einen Asylantrag hat der US-Bürger gestellt - und er ist Präsident Maduro zufolge willkommen. Die USA setzen weiter alles daran, ihn zu ergreifen. 

Der von den USA als Verräter gejagte Informant Edward Snowden hat in Venezuela offiziell Asyl beantragt. Das bestätigte der venezolanische Staatschef Nicolás Maduro. Der Geheimdienst-Spezialist müsse nun entscheiden, wann er nach Venezuela fliegen wolle, sagte der Präsident. Der US-Bürger Snowden sitzt nach russischen Angaben seit mehr als zwei Wochen im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo fest. Der 30-Jährige besitzt kein russisches Visum, zudem haben die USA seinen Reisepass annulliert. 

Die russische Führung hatte wiederholt betont, sich dem Druck der USA nicht zu beugen. Der Politologe Alexej Makarkin betonte, Russland sollte Snowden weiter nicht an die USA ausliefern. "Falls US-Präsident Barack Obama seinen für September geplanten Besuch in Moskau tatsächlich wegen Snowden absagen sollte, wäre dies keine Katastrophe", sagte Makarkin der Zeitung "Moskowski Komsomolez" (Dienstag). "Russland hat sich mit einem Asylangebot um einen Kompromiss bemüht, aber für Snowden war das zu wenig und für die USA zu viel - das zeigt, dass eine Lösung sehr schwierig wird." 

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In Washington teilte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Bernadette Meehan, der Nachrichtenagentur dpa mit, Obama plane, im September nach Russland zu reisen. Regierungssprecher Jay Carney sagte, die USA wollten Snowden weiterhin fassen. Washington sei mit allen Ländern in Kontakt, in die er flüchten könnte oder die er auf einer Flucht überfliegen könnte. Carney forderte Moskau erneut auf, Snowden auszuliefern. Russland lehnt dies unter anderem mit Verweis auf die in den USA mögliche Todesstrafe ab. 

Snowden hatte unter anderem enthüllt, dass der US-Nachrichtendienst NSA mit seinem Spähprogramm "Prism" weltweit in ungeahntem Ausmaß die Kommunikation per E-Mail und Telefon ausspähe. Die USA suchen den IT-Spezialisten wegen Geheimnisverrats. 

Venezuelas Präsident Maduro hatte in den vergangenen Tagen mehrfach betont, dass Snowden aus humanitären Gründen mit einer positiven Entscheidung auf einen Asylantrag rechnen könne. Dennoch muss über den Antrag in Venezuela noch offiziell entschieden werden. Washington hatte vor einem solchen Schritt gewarnt und Caracas im Falle einer Einreise Snowdens aufgefordert, ihn an die USA auszuliefern. Auch Nicaragua und Bolivien gelten als mögliche Asylländer. 

Es gibt keinen Direktflug von Moskau nach Caracas. Deswegen wird immer wieder spekuliert, Snowden könne mit Ersatzdokumenten von Russland aus über Kuba nach Venezuela reisen. 

Die Zeitung "Guardian" hatte am Montag unterdessen ein weiteres Fragment ihrer Video-Interviews mit dem US-Informanten Edward Snowden veröffentlicht. Der rund sieben Minuten lange Clip enthält nach den Enthüllungen der vergangenen Wochen keine neuen Informationen, Snowden beschreibt aber ausführlicher seine Motivation. 

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"Ich will nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich sage, alles was ich mache, der Name jedes Gesprächspartners, jeder Ausdruck von Kreativität, Liebe oder Freundschaft aufgezeichnet wird", sagt der inzwischen 30-jährige Ex-Geheimdienstler in dem Video. Jeder, der mit einer solchen Welt nicht einverstanden sei, habe die Pflicht, etwas zu tun. 

Als er vor rund zehn Jahren zum US-Militär stieß und beim Geheimdienst landete, habe er noch an "unsere noblen Absichten" geglaubt, sagte Snowden. "Ich habe gewartet und beobachtet, und versucht, meinen Job zu tun." Mit der Zeit sei ihm aber immer klarer geworden, dass niemand etwas unternehme, um die Auswüchse der Kontrolle durch die Regierung zu stoppen. Das Interview wurde bereits am 6. Juni in Hongkong aufgezeichnet. 

Yahoo!Nachrichten/dpa

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