Studentin überlebt sechs Tage auf verschneitem Berg

Eisige Temperaturen, ein verletztes Bein und nur ein paar Energieriegel und Cracker als Proviant – sechs Tage lang überlebte Mary Owen so am verschneiten Mount Hood im US-Bundesstaat Oregon. Die Studentin hatte sich alleine auf eine Wandertour begeben und die Orientierung verloren. Ihr Verschwinden blieb lange unbemerkt.


„Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, allein loszugehen“, erzählte Mary Owen im Interview mit dem US-Sender KGW. Ein großer Fehler: Die Bergtour der 23-Jährigen, die inzwischen in einem Krankenhaus in Portland wieder zu Kräften kommt, wurde zum schieren Überlebenskampf. Owen war am Sonntag vor Ostern zum Gipfel des 3.425 Meter hohen Mount Hood aufgebrochen.

Noch bevor die erfahrene Kletterin den höchsten Berg im Bundesstaat Oregon erreichte, musste sie ihre Tour aufgrund des andauernden Schneefalls unterbrechen. Sie entschied umzukehren, verlor im Schneetreiben aber schnell die Orientierung. In einer Schlucht errichtete sich Owen ein Notlager, in dem sie die Nacht verbrachte. Am Folgetag versuchte sie den Abstieg erneut. „Mein Eispickel rutschte ab, und ich fiel…“, berichtete die Bergsteigerin den Reportern von KGW. Beim Sturz zog sie sich Schnittwunden an beiden Beinen zu.

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Verletzt und erschöpft beschloss Owen, in ihrem eisigen Unterschlupf auszuharren und auf ihre Rettung zu warten. Die aber kam nicht. „Keiner wusste, dass ich auf dem Berg war. Ich verbrachte meine Tage damit, mich zu wundern, warum niemand nach mir suchte“, so die Studentin gegenüber KGW. Wanderer müssen sich vor ihren Touren auf den Mount Hood im Naturschutzgebiet registrieren lassen. Doch jenes Formular, das auch Owen ausfüllte, wurde nach nur einem Tag vom zuständigen Forstamt aussortiert. Dabei, so berichtet der US-Sender in Berufung auf einen Verantwortlichen der Bergwacht „Portland Mountain Rescue“, handele es sich um eine Standardprozedur. Viele Wanderer melden sich nach ihrem Ausflug nicht wieder schriftlich ab, deshalb werden ihre Formulare einfach entsorgt.

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Während sie auf Hilfe wartete, hielt sich Owen mit ihrem kargen Wanderproviant bei Kräften. Sie aß Energieriegel, Cracker und proteinreiche Samen. Die Verpackung ihrer Snacks benutzte sie, um ein wärmendes Feuer anzuheizen. Erst nach fünf Tagen wurde eine Rettungsaktion eingeleitet, nachdem Owens Verwandte sie vermisst gemeldet hatten. Am Samstag schließlich wurde die junge Frau von einem Hubschrauber der Nationalgarde entdeckt und in Sicherheit gebracht. Den Ostersonntag verbrachte sie mit ihrer Familie im Krankenhaus, wo Ärzte derzeit ihr Bein und die Erfrierungen an ihren Füßen behandeln.

Trotz dieser schrecklichen Erfahrung geht es Owen gut, sie hat bereits Pläne für neue Bergtouren. „Die Wildnis ist wunderschön“, schwärmte die Wanderfreundin, „ich werde wohl bald wieder da draußen sein.“


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