Utopie mit Seeblick: „Seasteading“ plant Stadtstaaten im Meer

Schon länger träumt die Menschheit davon, irgendwann ins Weltall überzusiedeln. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Kolonie-Glück so nahe liegen könnte? Die Vision des Seasteading Instituts ist es, Stadtstaaten im Meer zu errichten. Mit der Unterstützung eines bekannten, finanzkräftigen Investors ist die Verwirklichung  dieser Utopie ein Stück realistischer geworden.

Schon öfter hatte Peter Andreas Thiel den richtigen Riecher. Der Deutsch-Amerikaner gründete einst PayPal mit, wurde Vorstand des Bezahldienstes und brachte das Unternehmen 2002 an die Börse. Zwei Jahre später steckte er 500.000 US-Dollar (347.000 Euro) in ein damals noch recht unbekanntes soziales Netzwerk namens Facebook. Die Investition mutierte zur Goldgrube: Heute, im Jahr 2011, ist sein Anteil von etwa fünf Prozent circa zwei Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) wert.

Jetzt konzentriert sich der im Silicon Valley tätigte Investor auf ein weiteres Projekt, das weitaus utopischer anmutet als seine vorherigen: Nach Berichten des „Details“-Magazins hat er sich bereits seit 2008 mit 1,25 Millionen Euro (870.000 Euro) an der Geschäftsidee des US-amerikanischen Start-ups „Seasteading“ beteiligt. Das Institut, gegründet von dem ehemaligen Google-Mitarbeiter Patri Friedman, der ein  Enkel des Wirtschaftsnobelpreisträgers Milton Friedman ist, will künstliche Inseln im Meer errichten, um außerhalb der staatlichen Hoheitsgebiete neue libertäre Kolonien zu gründen. Auf Konstruktionen ähnlich wie Bohrinseln sollen die Stadtstaaten auf hoher See entstehen.

„Das Ziel ist, eine Grenze zu öffnen, um mit neuen Vorstellungen von Regierungen zu experimentieren“, zitiert das „Chicago Magazine“ Friedman. Denn bereits jetzt täten sich politische Systeme mit den tatsächlichen Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts schwer, heißt es auf der Website von „Seasteading.org“. Zu Land seien solche Experimente aufgrund bestehender Nationen und Zivilisationen nicht mehr möglich. Also sollen schwimmende Städte gebaut werden, „die der nächsten Generation von Pionieren erlauben, friedlich neue Regierungsvorstellungen auszuprobieren.“

Thiel jedenfalls zeigt sich von der Utopie überzeugt: „Große Ideen fangen als verrückte Ideen an“, zitiert das „Details Magazine“ den Investor. Schon im Jahr 2050 sollen Millionen Menschen auf den Inselstaaten leben. Im nächsten Jahr ist geplant, eine erste kleine Plattform vor der Küste San Franciscos zu errichten.
Um visuelle Ideen für das Zukunftsprojekt zu gewinnen, wurde im Jahr 2009 ein Design-Wettbewerb ins Leben gerufen. Bislang existieren die Vorschläge nur als Vision. Ob diese tatsächlich einmal Form annehmen werden, wird die Zukunft zeigen.

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