Wegen Wassermangel: Wir müssen alle Vegetarier werden

Der Deutsche liebt sein Schnitzel. Seit Jahren zeigt sich der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch und Wurst hierzulande stabil. Doch möglicherweise müssen wir uns bald umstellen, denn laut einer Studie wird Fleisch bald zur Mangelware. Grund dafür sind die wachsende Weltbevölkerung und die zunehmende Wasserknappheit.

„Die Fleischproduktion eines Landes ist durch die Menge des Wasservorrats auf seinen landwirtschaftlichen Nutzflächen beschränkt“, erläutert das Forscherteam des „Stockholm International Water Institute“, kurz SIWI, in seiner Studie, die anlässlich der „World Water Week“ in Stockholm veröffentlicht wurde. Blickt man knapp 40 Jahre in die Zukunft, könnte es in manchen Teilen der Welt finster aussehen, so die Forscher: „Die Analyse zeigt, dass es nicht genügend Wasservorräte auf den aktuellen Landwirtschaftsflächen geben wird, um Lebensmittel für die voraussichtliche Bevölkerung im Jahr 2050 zu produzieren, wenn wir den gängigen Trends und Änderungen der in westlichen Nationen verbreiteten Ernährungsweise folgen.“

Aktuell ernährt sich die Weltbevölkerung zunehmend von Fleisch und nähert sich dem Ernährungsstil des Westens an. In der schwedischen Studie heißt es, dass in den 3.000 Kilokalorien, die eine Person pro Tag verzehrt, 20 Prozent aus fleischlicher Nahrung bestehen. Dessen Herstellung bedarf unglaublicher Mengen Trinkwasser - Einem im Juni veröffentlichten UN-Bericht zufolge verschlingt die Fleischproduktion den Löwenanteil des weltweiten Bedarfs. Nach Informationen der „WasserStiftung“ werden allein für die Herstellung eines Brathähnchens 3.500 Liter, für ein Kilogramm Schweinefleisch sogar 9.700 Liter Wasser benötigt.

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Dazu werden Mitte des 21. Jahrhunderts wesentlich mehr Menschen die Erde bevölkern: Statt derzeit sieben Milliarden geht man dann von einer Population von neun Milliarden Menschen aus. Zu viele, als dass der derzeitige Pro-Kopf-Fleischverzehr noch aufrecht erhalten werden könnte. Die Lösung, die dem Forscherteam für dieses Problem vorschwebt: Der Fleischkonsum muss zurückgehen. „Es wird nur genug Wasser geben, wenn das Verhältnis der auf fleischlicher Nahrung basierenden Lebensmittel bezüglich der Kalorienzahl auf fünf Prozent limitiert wird“, heißt es in der Studie. Doch damit nicht genug. Außerdem müsse ein „gut organisiertes und verlässliches System des Lebensmittelhandels" entstehen.

Allerdings ist das bislang nicht in Sicht. Nach aktuellen Angaben der „World Water Week“  leiden mehr als 900 Millionen Menschen heute Hunger. Zwei Milliarden Menschen seien durch Unterernährung von ernsthaften Gesundheitsrisiken bedroht. Dem gegenüber stehen 1,5 Milliarden Menschen, die überernährt sind, zusammen mit der Überproduktion von Lebensmitteln: „Mehr als ein Viertel des gesamten, weltweit verbrauchten Wassers wird zum Anbau von über einer Milliarde Tonnen Lebensmittel verwendet, die niemand isst. Zusammen mit den Milliarden Dollar, die für den Anbau, die Verpackung, den Transport und den Kauf von Lebensmitteln ausgegeben werden, wird dieses Wasser in den Abfluss gespült“, erklärte Torgny Holmgren, geschäftsführender Direktor des SIWI, dem Veranstalter der Weltwasserwoche in Stockholm. Der klügste und direkteste Weg, den Druck auf Wasser- und Landressourcen zu verringern, sieht er in der „Reduzierung des Lebensmittelabfalls“.  „Wir können es uns nicht leisten, uns diese Chance entgehen zu lassen.“



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