Wiener Museum zensiert nackte Männer

"Nackte Männer" ist der Titel einer neuen Ausstellung im Leopold Museum in Wien. Um dafür zu werben, hatte sich das renommierte Haus eine besondere Kampagne einfallen lassen:  Ein Plakat mit drei splitternackten Fußballern prangt vielerorts in der österreichischen Hauptstadt. Doch das Museum hatte offenbar das Schamgefühl der Bürger unterschätzt: Ein wütender Proteststurm brach über die Kulturinstitution herein. Nun wollen die Verantwortlichen die "Wiener Würstchen", wie die besten Stücke der Fußballer inzwischen genannt werden, überkleben.

Ein erregter Bürger nannte das Werbeplakat „pornografisch“, ein anderer „gehirnlos“. Eine Frau habe sogar gedroht, selbst zum Pinsel zu greifen und die Genitalien zu übermalen. Überhaupt hätten sich besonders Frauen empört, berichtet der Fernsehsender ORF auf seiner Homepage. Dabei zeigt das Plakat nur das, was der Titel der Ausstellung verspricht: „nackte Männer“. Und das noch in bester Absicht: Mit dem Foto „Vive la France“ wollte das renommierte französischen Künstlerpaar Pierre & Gilles die multikulturelle Gesellschaft Frankreichs feiern, wie der ORF erklärt. Im Konfettiregen stehen ein schwarzer, ein arabischer und ein weißer Fußballer, wie der Pressetext des Museums erklärt, einträchtig nebeneinander, in blauen, weißen und roten Stutzen.

Nun klebt das Museum freiwillig Balken über die Genitalien der nackten Fußballer. Einige der 250 Plakate, die auch vor Schulen hängen, werden durch ein Bild des Künstlers Egon Schiele ersetzt. Darauf ist zwar auch ein nackter Mann zu sehen. Aber das Gemälde wirkt wohl weniger obszön als der Realismus einer Fotografie. „Wir wollen niemanden verletzen und weder Kinder noch Erwachsene verstören“, sagte ein Sprecher des Museums. „An sich handelt es sich lediglich – passend zum Thema der Ausstellung – um die künstlerische Darstellung von drei nackten Männern. Wenn manche es nicht ertragen, einen nackten Menschen zu sehen, ist das zu respektieren.“

Der Sprecher des Museums erklärte, man habe mit dem Foto zwar eine Diskussion anstoßen wollen. Aber: „Wir wollen nicht nur provozieren.“ Dass die Wiener sich so stark über das Plakat empörten, kann er nicht verstehen: „Es gibt keine sexuellen Anspielungen, es ist keine Erektion zu sehen.“

Lesen Sie auch: Amerikaner findet 1,2-Karat-Diamanten im Schlamm

An einem anderen Nackten stören sich die Wiener offenbar weniger: Mr. Big, eine überlebensgroße Skulptur, die anlässlich der Ausstellung im Hof des Museumsquartiers aufgestellt wurde. „Die wird eher als Kinderspielplatz genutzt“, sagte der Museumssprecher.





Sehen Sie auch: Was noch süchtiger macht als Sex


Weitere Folgen der Science News Show sehen Sie hier.