"Üben die ersten Anschläge": Zeitung tritt in Flüchtlings-Fettnäpchen

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Die Geschichte ist eigentlich denkbar harmlos: Im oberösterreichischen Örtchen Lambach wünschten sich Flüchtlingskinder ein Klavier. Ein großzügiger Musikprofessor, der zugleich im Gemeinderat sitzt, spendierte den Kindern das begehrte Instrument. Ein schönes Thema für die Lokalpresse, die allerdings bei der Berichterstattung deutlich weniger Fingerspitzengefühl bewies, als die Kleinen beim Musizieren.

“Die Kinder im Flüchtlingsheim üben schon fleißig die ersten Anschläge”, lautete nämlich in der Zeitung “BezirksRundschau” die Unterschrift zu einem Bild, das zwei freudestrahlende Mädchen an dem neuen Klavier zeigte. Gemeint waren natürlich die Anschläge auf den Tasten. Dass der Begriff gerade in der heutigen Zeit doppeldeutig aufgefasst werden könnte, kam dem Texter offenbar nicht in dem Sinn. Oder sollte das vielleicht ein schlechter Scherz sein?

Klavierspieler unter Terror-Verdacht?

Natürlich war der Fauxpas ein gefundenes Fressen für die Netzgemeinde. Ein Facebook-Post von “Bildblog”-Mitarbeiter Ralf Heimann mit dem verunglückten Artikel wurde mehrere hundert Mal geteilt, unter anderem auch von Schauspieler Christian Ulmen. “Na toll. Ich kann Anschläge in Beethoven, Bach, Mozart, Schuhmann ectpp. Ich bin ein potentieller Anschläger”, witzelte etwa eine Userin.

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“Das ist so hirnrissig dass es schon wieder lustig ist”, kommentierte ein anderer Nutzer. “Die Message an mich lautet: Die größte Gefahr, die von Flüchtlingen ausgeht, ist dass ich mir mal wieder ein beschissen hingeklimpertes ‘Für Elise’ anhören muss, wenn ich mit offenem Fenster vor’m Heim an der Ampel warte. Ich denke, das kann unsere Demokratie verkraften.”

In ihrer Online-Ausgabe hat die Zeitung die Bildunterschrift inzwischen geändert: “Die Kinder im Flüchtlingsheim sind begeistert vom neuen Instrument”, heißt es da nun.

Bild: dpa

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