Überlastung: Im Berliner öffentlichen Dienst herrscht der Notstand

Das Jugendamt Berlin-Mitte (Archivbild)

Der Druck war enorm. Die Mitarbeiter der Berliner Jugendämter konnten nicht mehr, hingen als Zeichen ihrer Überlastung weiße Laken aus den Fenstern. Ihre Sorge: Wenn ein Mitarbeiter 80 bis 90 Problemfamilien betreut, wie soll er sich um das Wohl jedes einzelnen Kindes kümmern? Und wenn dann etwas passiert, sind die Jugendämter schuld, die Missstände zwar registrierten, aber nicht reagierten. Das war im Juli 2015.

Der Senat reagierte und schuf 175 neue Stellen. Doch Abhilfe brachte das kaum. Im Mai 2017 waren 125 Stellen in den Jugendämtern der Bezirke nicht besetzt. Weil in den Tarifverhandlungen aber eine Erhöhung der Bezüge um 50 bis 100 Euro vereinbart war, war sich Jugendstaatssekretärin Sigrid Klebba (SPD) sicher, dass eine "Verbesserung der Bewerberlage" zu erwarten sei. Wie gesagt, das war im Mai 2017.

Zum 1. Januar 2018 ist das Gegenteil der Fall. 133 der 886 Stellen in den Jugendämtern sind nicht besetzt. In Tempelhof-Schöneberg hat sich die Lage so zugespitzt, dass wochenweise Sprechstunden ausfallen müssen.

Die Jugendämter sind nur ein Beispiel für das Desaster im öffentlichen Dienst. Die Pensionierungswelle hat den öffentlichen Dienst in Berlin voll erfasst. Der Senat reagierte viel zu spät mit der Erhöhung der Ausbildungszahlen. Nun können der Berliner Senat und Bezirke in vielen Bereichen ihren hoheitlichen Aufgaben nur noch unzureichend gerecht werden. Polizei und Feuerwehr finden zu wenige geeignete Bewerber. An den Schulen hilft man sich, indem man ein Drittel d...

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