Nach Übernahme: Snap kündigt allen Mitarbeitern von Berliner KI-Startup

Das Büro von Snap in Venice Beach, Kalifornien.
Das Büro von Snap in Venice Beach, Kalifornien.

Beim Berliner Startup Fit Analytics ist allen Mitarbeitenden gekündigt worden. Dies erfuhr Gründerszene aus Unternehmenskreisen. Von den Kündigungen sei eine höhere zweistellige Zahl von Angestellten betroffen, heißt es. Das Unternehmen ist auf die die KI-gestützte Berechnung von Bekleidungsgrößen spezialisiert und war vor etwas mehr als zwei Jahren vom US-Social-Media-Konzern Snap übernommen worden. Für die Übernahme zahlte die Snapchat-Mutter umgerechnet rund 124 Millionen Euro.

Snap stampft AR-Abteilung ein

Auf eine Anfrage von Gründerszene reagierte Snap bislang nicht. In einer Mitteilung erklärte der Konzern jedoch, dass es seine Aktivitäten im Bereich Augmented Reality größtenteils eingestellt habe. „Nachdem wir in den letzten Monaten unsere Möglichkeiten ausgelotet haben, wurde klar, dass wir erhebliche zusätzliche Investitionen tätigen müssten, um unser Enterprise-Angebot für Einzelhändler auszubauen. Diese Investitionen können wir zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht stemmen“, teilte Snap-Gründer und CEO Evan Spiegel mit. In diesem Zuge habe man sich von 170 Mitarbeitenden getrennt.

Als Grund für die Entlassungen führte Spiegel unter anderem die neuen technischen Möglichkeiten durch generative KI-Tools wie ChatGPT an. Dadurch falle es Snap schwerer, seine Produkte zu verkaufen. Obendrein habe sich der Konzern aufgrund der zuletzt schwierigen Geschäftsentwicklung auf andere Geschäftsbereiche konzentrieren müssen, etwa Werbung. Die Snap-Aktie hat seit ihrem Hoch im September 2021 fast 90 Prozent ihres Werts verloren. Derzeit notiert sie bei rund acht Euro.

Bekannt für Messenger-App

Bekannt ist Snap vor allem für seine Messenger-App Snapchat. Die wurde einst vor allem für die von alleine verschwindenden Bilder bekannt, inzwischen wurden die Funktionen der App jedoch stark erweitert. Unter anderem setzt Snap auf die sogenannte erweiterte Realität (AR, Augmented Reality), bei der virtuelle Objekte auf dem Bildschirm in die reale Umgebung eingefügt werden. Besonders in der Pandemie wurde dies etwa zum Anprobieren von Kleidung oder Schuhen populärer.

Die Übernahme des Berliner Startups Fit Analytics im Frühjahr 2021 erschien daher logisch. Das Unternehmen war 2010 von Asaf Moses und Sebastian Schulze gegründet worden und zählte Modeunternehmen wie Tommy Hilfiger, Calvin Klein und The North Face zu seinen Kunden.