10 Fakten: Das wussten Sie noch nicht über die Stars der Frauen-WM

Bei der FIFA Frauen WM in Australien und Neuseeland kämpfen die größten Stars der Sportart um den Titel, darunter auch eine gelernte Tierpflegerin und die Tochter einer echten NBA-Skandalnudel.

Für Weltstar Marta dürfte diese WM wohl der letzte Auftritt mit Brasilien auf der großen Bühne sein. (Bild: James Williamson - AMA/Getty Images)
Für Weltstar Marta dürfte diese WM wohl der letzte Auftritt mit Brasilien auf der großen Bühne sein. (Bild: James Williamson - AMA/Getty Images)

In Neuseeland und Australien rollt ab dem 20. Juli der Ball. Dann spielen nämlich um neun Uhr morgens unserer Zeit Neuseeland und Norwegen das Eröffnungsspiel. Die deutschen Frauen greifen erst am Montag, dem 24. Juli ebenfalls morgens um 10:30 gegen Marokko ins Geschehen ein.

Rekordsummen, Abschiede von den Stars und die nächste Generation

Nach dem riesigen Erfolg der EM in England im vergangenen Sommer ist die Hoffnung groß, den Schwung auch aus der WM für den Sport mitnehmen zu können. Dazu gehört auch, dass es immer mehr profilierte Stars gibt, die nicht nur Zuschauer*innen anziehen und mehr Mädchen für Fußball begeistern können, sondern auch reichweitenstarke Werbefiguren sind.

Alle Fakten rund um die FIFA WM der Frauen

Von Alex Popp über Meghan Rapinoe bis zu Brasiliens Altstar Marta: Wir stellen euch jeden dieser zehn Stars der Frauen WM mit einem interessanten Fakt vor.

Die Influencerin

Auf Social Media ist sie bereits Weltmeisterin. Die absolute Insta-Königin unter den Fußballerinnen ist die Schweizerin Alisha Lehmann. Ihrem Account folgen aktuell mehr als 13,6 Millionen Follower. Damit hat sie sogar mehr Fans, als der wohl berühmteste Schweizer Sportler, Tennis-Legende Roger Federer (11,6 Millionen). Die 24-jährige Mittelfeldspielerin läuft für Aston Villa in der englischen FA Women's Super League auf, nachdem sie bereits mit 19 aus der Schweiz auf die Insel gewechselt war.

Mit der Vermarktung ihrer Posts soll sie bis zu 280.000 Euro verdienen, je Post versteht sich. Auch als Cover-Model ist sie gefragt, ihre vielen Aktivitäten außerhalb des Spielfelds sieht sie aber nicht als Problem. Sie habe weder im Verein noch in der "Nati" jemals Kritik deswegen bekommen, sagte Lehmann kürzlich in einem Interview. In 39 Länderspielen hat sie bisher sechs Treffer erzielt.

Die doppelt-Beste

Die Spanierin Alexia Putellas hat zwar "nur" 2,9 Millionen Follower auf Instagram, ist damit aber dennoch auf Platz zwei hinter Lehmann. Auf dem Platz sieht das Kräfteverhältnis allerdings ein wenig anders aus. Denn Putellas hat mit dem FC Barcelona schon so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Sieben spanische Meisterschaften, acht Pokalsiege und zweimal die Champions League. Und auch individuell wurde die 29-jährige Mittelfeldspielerin mehrfach ausgezeichnet. Sie ist die erste Fußballerin, der es gelang, die Auszeichnung als beste Spielerin der Welt gleich zweimal hintereinander zu gewinnen: 2021 und 2022 räumte sie den Ballon d'Or ab. Keine Frage, Putellas ist momentan das Maß aller Dinge. Die Em im letzten Sommer verpasste sie mit einer bitteren Kreuzbandverletzung kurz vor Turnierbeginn. Um so mehr dürfte sie darauf brennen, ihr Können bei der WM unter Beweis zu stellen. Sie hat bisher in 101 Länderspielen 28 Tore erzielt.

Haalands Knipser-Schwester

Ähnlich erfolgreich mit ihrem Verein ist die Norwegerin Ada Hegerberg. Die Stürmerin war 2018 die erste Spielerin überhaupt, die mit dem Ballon d'Or ausgezeichnet wurde und ist so etwas wie das weibliche Pendant zu Erling Haaland und schießt Tore am Laufband. Am 10. Juli feiert sie ihren 28. Geburtstag und hat schon jetzt nicht nur acht französische Meisterschaften sondern auch unglaubliche sechs Champions League Titel mit Olympique Lyon gewonnen. Das gelang noch keinem männlichen Fußballprofi. Für OL kommt sie in 139 Spielen auf unfassbare 158 Tore. Und auch in der Nationalmannschaft beweist Hederberg ihr Knipserinnen-Gen. Dort traf sie in 76 Spielen 48 mal. Die großen Zeiten der Norwegerinnen sind allerdings schon ein wenig zurück, auf einen Titel mit der Nationalmannschaft wartet sie bisher noch.

So kennt man sie: Ada Hegerberg bejubelt mal wieder einen ihrer Treffer. (Bild: Matt Kryger-USA TODAY Sports)
So kennt man sie: Ada Hegerberg bejubelt mal wieder einen ihrer Treffer. (Bild: Matt Kryger-USA TODAY Sports)

Die laute Weltmeisterin

Ebenfalls eine Ballon d'Or-Gewinnerin ist Megan Rapinoe. Die US-Amerikanerinnen, die meist mit auffällig farbigen Haaren aufläuft, ist wohl die weltweit bekannteste Fußballerin. Das liegt nicht nur daran, dass sie das US-Team bei den beiden vergangenen Weltmeisterschaften zum Titel führte. Vor allem machte sie weltweit Schlagzeilen, weil sie sich offensiv und lautstark für Gleichberechtigung einsetzt. Auch bei anderen politischen Themen hält die 38-jährige sich nicht zurück. Die kritisierte den damaligen US-Präsidenten Donald Trump als Sexisten und Rassisten und verweigerte den obligatorischen Besuch im Weißen Haus im Falle eines WM-Gewinns. Als dieser eintrat, hielt sie Wort. In Neuseeland und Australien könnte sie zum letzten Mal bei einer Weltmeisterschaft auflaufen und etwas noch nie dagewesenes schaffen: Den dritten WM-Titel in Folge. Zu Joe Biden würde sie dann auch ins Weiße Haus kommen, der verlieh ihr schließlich im vergangenen Jahr "Presidential Medal of Freedom" für ihren Einsatz im Kampf um gleiche Bezahlung für Profisportlerinnen. Zudem dürfte sie die Marke der 200 Länderspiele knacken. Momentan steht sie bei 197 Einsätzen und 63 Toren.

2022 bekam Megan Rapinoe die
2022 bekam Megan Rapinoe die "Presidential Medal of Freedom" von US-Präsident Joe Biden für ihren Einsatz um Gleichberechtigung verliehen. (Bild: REUTERS/Kevin Lamarque)

Die vom Rücktritt zurück getretene

Welchen Stellenwert Wendie Renard für die französische Nationalmannschaft hat, bewies sie in einem aufmerksamkeitserregenden Kräfteringen. Denn die 33-jährige Weltklasseverteidigerin hatte keine Lust mehr, unter der umstrittenen Nationaltrainerin Corinne Diacre weiter zu spielen - und trat kurzerhand zurück. Dieser Schachzug der 15-maligen französischen Meisterin und achtfachen Champions-League-Siegerin setzte die sportlichen Verantworlichen derart unter Druck, dass die Diacre schließlich feuerten. Ersetzt wurde sie durch Hervé Renard, weder verwandt, noch verschwägert. Dieser zog einen Schlussstrich unter die Affäre und schon stand die 141-fache Nationalspielerin (34 Tore) schon wieder zur Verfügung, um Frankreich in das WM-Turnier zu führen.

Robust auf und neben dem Feld: Hier räumt Wendie Renard (hinten) die Deutsche Lina Magull im EM-Halbfinale 20222 ab.  (Bild: REUTERS/Molly Darlington)
Robust auf und neben dem Feld: Hier räumt Wendie Renard (hinten) die Deutsche Lina Magull im EM-Halbfinale 20222 ab. (Bild: REUTERS/Molly Darlington)

Besser als jeder Mann

Samantha genannt Sam Kerr geht bereits seit 2009 für die australische Nationalmannschaft auf Torejagd. 120 lief sie im Dress der "Matildas" auf und erzielte dabei 63 Tore. Damit hat sie nicht nur alle ihre derzeitigen und ehemaligen Nationalmannschaftskolleginnen überflügelt. Die 29-jährige Chelsea-Stürmerin ist auch treffsicherer, als es jemals ein männlicher australischer Nationalspieler war. Der nächstbeste wäre dort Tim Cahill mit mageren 50 Törchen. Noch besser ist ihre Quote übrigens im Verein: Für die "Blues" traf Kerr in 65 Spielen 53 mal. Und in der US-amerikanischen Profiliga NWSL wurde sie auf Anhieb Torschützenkönigin bei den Chicago Red Stars. Dort spielte sie übrigens mit ihrer Lebenspartnerin Nikki Stanton zusammen. Bei der Heim-WM in Australien will sie nun ihren Rekord ausbauen und möglichst oft ihren berühmten Jubel aufführen. Nach Toren setzt sie nämlich regelmäßig zum Rückwärtssalto an.

Den Salto als Torjubel wollen vor allem die australischen Fans bei der WM gerne von Sam Kerr sehen. (Bild:    REUTERS/Mike Blake)
Den Salto als Torjubel wollen vor allem die australischen Fans bei der WM gerne von Sam Kerr sehen. (Bild: REUTERS/Mike Blake)

Das Tier vorm Tor

Wenn eine Spielerin mit ihrem Elan, ihrer Energie und ihrer Power das deutsche Team und die Fans so richtig mitgerissen hat, dann war es im vergangenen Sommer Alexandra Popp. Immer wieder warfen Verletzungen die 32-jährige Stürmerin des VfL Wolfsburg zurück, immer wieder schaffte sie ein Comeback. Und war scheinbar noch besser geworden. In 127 Länderspielen hat sie 61 Tore erzielt, bis auf Platz drei der ewigen Torschützinnenliste dürfte sie bei der WM vorrücken. Nur Birgit Prinz mit ihren 128 Toren hat ihren Spitzenplatz wohl für immer sicher. Was viele über "Poppi" aber nicht wissen, ist, dass sie neben ihren tierischen Instinkten im Strafraum auch im Leben neben dem Fußball ein Herz für Tiere hat. Denn nach einem Praktikum im Duisburger Zoo absolvierte sie eine dreijährige Ausbildung im Tierpark Essehof. Seitdem ist die DFB-Kapitänin nicht nur Vorzeigeprofi, sondern auch staatlich geprüfte Tierpflegerin.

Löwinnen-Gebrüll: Alexandra Popp feiert einen ihrer sechs Turnier-Treffer bei der EM in England. (Bild: REUTERS/John Sibley)
Löwinnen-Gebrüll: Alexandra Popp feiert einen ihrer sechs Turnier-Treffer bei der EM in England. (Bild: REUTERS/John Sibley)

Die Teuerste

Trotz aller Debatten um mehr Gleichberechtigung im Fußball und obwohl die deutschen Frauen nicht mehr, wie einst, mit einem Geschirrservice für einen Titel vom DFB "belohnt" werden, sind. die Summen im Frauenfußball im Vergleich zu den Männern immer noch lächerlich. Immerhin gerät bei den Verträgen und Gehältern ein bisschen was in Bewegung und auch bei den Ablösesummen holen die Vereine langsam auf. So wurde für die Engländerin Keira Walsh bei ihrem Wechsel von Manchester City zum FC Barcelona die Rekordsumme von 500.000 Euro als Ablöse gezahlt. Das hat sich für die Spanierinnen gelohnt, denn mit der 26-jährigen frischgebackenen Europameisterin wurde Barca direkt Meister und gewann die Champions League.

Keira Walsh (links) im EM-Finale gegen  DFB-Spielerin Tabea Wassmuth. (Bild: Sarah Stier - UEFA/UEFA via Getty Images)
Keira Walsh (links) im EM-Finale gegen DFB-Spielerin Tabea Wassmuth. (Bild: Sarah Stier - UEFA/UEFA via Getty Images)

Die "Queen of Football"

Natürlich ist Megan Rapinoe die Fußballerin mit der größten Bekanntheit und Alisha Lehmann die Spielerin mit den meisten Followern. Doch an ihr kommt keiner vorbei: Marta. Denn die inzwischen 37-jährige Brasilianerin ist nicht nur sechsmalige Weltfußballerin. Sie hat auch schon an fünf Weltmeisterschaften teilgenommen, das schaffte außer ihr nur die Kanadierin Christine Sinclair. Seit 20 Jahren prägt sie den Weltfußball mit ihren Dribblings und spektakulären Toren, gewonnen hat sie den WM-Titel aber noch nie. 2007 scheiterte sie erst im Finale an Deutschland, seitdem läuft Marta Vieira da Silva ihrem großen Traum hinterher. Natürlich hält sie mit siebzehn WM-Toren den Rekord - ob Männer oder Frauen. Den will sie in Australien und Neuseeland nun noch ausbauen, auch wenn sie bei ihrer sechsten und wohl endgültig letzten WM wohl hauptsächlich als Joker zum Einsatz kommen wird. In 154 Spielen für sie "Seleçao" hat sie 108 Tore erzielt.

Die NBA-Star Tochter

Trinity Rodman (USA): Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Trinity Rodman ist nur etwas mehr als halb so alt, wie Rapinoe oder Marta. Doch die 21-Jährige ist bereits die bestbezahlte Spielerin der US-Liga. 1,1 Million US-Dollar soll sie für ihren Vierjahresvertrag von den Washington Spirit in der NWSL erhalten. Rekord. Und ein Zeichen dafür, dass zumindest die Stars des Sports inzwischen angemessen entlohnt werden. Das dürfte aber nicht nur an ihren zweifelsohne grandiosen Fußballfähigkeiten liegen. Denn Rodman ist die Tochter des ehemaligen NBA-Stars und Skandalspieler Dennis Rodman, der an der Seite von Michael Jordan drei Titel holte (und ohne ihn zwei weitere). Doch während Papa Rodman für seine Eklats, Tattoos, Affären und knallharte Defense bekannt war, ist Trinity eher eine spielwitzige Offensivspielerin, die bisher skandalfrei auftritt.

Immerhin wurde sie mit 18 zum jüngsten Nummer eins Pick des Drafts. In ihrem ersten Jahr in der Profiliga wurde sie als "Rookie des Jahres" ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr konnte sie beim CONCAF-Cup den ersten Titel mit der Nationalmannschaft feiern. Keine Frage: Ihrer Generation gehört die Zukunft.

Voller Power: Trinity Rodman ist die bestbezahlte Spielerin der US-Liga. (Bild: Amber Searls-USA TODAY Sports)
Voller Power: Trinity Rodman ist die bestbezahlte Spielerin der US-Liga. (Bild: Amber Searls-USA TODAY Sports)