10 Fakten: Die Geheimnisse hinter dem Udo Jürgens-Hit "Griechischer Wein"

"Griechischer Wein" ist wohl eins der berühmtesten deutschen Schlagerlieder aller Zeiten. Nun gibt es eine neue Information über den Ursprung des Hits von Udo Jürgens.

Udo Jürgens, Tournee
Mit "Griechischer Wein" gelang Udo Jürgens 1974 ein echter Welthit. (Bild: Peter Bischoff/Getty Images)

Vor mehr als 50 Jahren schrieb Udo Jürgens die Melodie zu seinem größten Hit. Die Inspiration dazu kam dem österreichischen Komponisten und Schlagersänger, der 2014 verstarb, damals während einer Urlaubsreise im Jahr 1972. Den Text dazu verfasste allerdings ein anderer fast zwei Jahre später. Und der Autor der berühmten Zeilen verriet nun ein neues Detail, dass wohl selbst viele Udo Jürgens-Fans noch nicht gekannt haben dürften.

10 Fakten über "Griechischer Wein"

Gab es das Restaurant wirklich?

Wer das Lied hört, denkt vermutlich zuerst an Athen oder Kreta. Doch im Text geht es um eine Gastwirtschaft in Deutschland und diese hatte eine reale Vorlage, wie Autor Michael Kunze kürzlich im "Spiegel" verriet. Das griechische Restaurant, an dem er sich orientierte, habe in München gestanden, so Kunze im Interview. Die "Bild" recherchierte und fand heraus, dass es das "Akropolis" gewesen sein könnte, das sich 1974 in der Rosenheimer Straße 113a befand. Heute ist dort ein indisches Restaurant namens Ganesha, über das es bisher noch keinen Schlager gibt.

Insel-Inspiration

Die Idee für die Melodie hatte Udo Jürgens allerdings nicht an einem lauen bayrischen Abend. Sie kam dem Schlagerstar bei einer Reise nach Griechenland. Auf der Insel Rhodos erdachte er die Noten für die inzwischen weltbekannte Melodie in wenigen Minuten. Nur für den Text wollten ihm nicht die rechten Worte einfallen, er habe lediglich in Klischees denken können, gab Jürgens später in Interviews zu. Er beschrieb das Lied wegen seiner langen Entstehungsgeschichte als das Schwierigste seiner Karriere. Bis dann Kunze mit seinen Lyrics kam, in denen Udo Jürgens genau diese Mischung aus "fröhlicher Traurigkeit der griechischen Mentalität" wiederfand, die ihn zwei Jahre zuvor auf Rhodos zu seiner eingängigen Melodie inspiriert hatte.

Udo Jürgens in Badehose, auf einem Motorboot.
Die Idee kam Udo Jürgens beim Sommerurlaub. (Bild: Peter Bischoff/Getty Images)

Der Titel

Eigentlich hätte das Lied ursprünglich gar nicht "Griechischer Wein" heißen sollen. Und wer weiß, ob es unter einem anderen Titel auch so erfolgreich geworden wäre? Doch Musikproduzent und Schlager-Mogul Ralf Siegel, der den Song damals produzierte, bestand auf den Lied-Titel, unter dem es dann zum weltweiten Erfolgszug aufbrechen sollte. In einer frühen Version hieß der Song "Sonja wach auf" und hatte nichts mit dem späteren Inhalt gemeinsam. Siegel soll Jürgens und Kunze daraufhin vorgeschlagen haben, die griechische Melodie zu nutzen, um eine ernsthaftere Geschichte zu erzählen.

Die Geschichte hinter dem Lied

So kam es dann dazu, dass Kunze sich noch einmal in sein Schreibkämmerchen zurückzog und dort die berühmten Zeilen schrieb. Und die haben durchaus einen ernsthaft Hintergrund, auch wenn viele Schlager-Fans den Song heute vermutlich als eine Art Urlaubshymne begreifen. Denn die Idee zum Text hatte Kunze, als er die griechischen Gastarbeiter*innen in Stuttgart und in eben jenem Münchener Restaurant sitzen sah. "Sie hatten ihre Lokale, da waren sie nur unter sich", erzählte Kunze gegenüber dem "BR". Dabei kam er auf den Gedanken: "Statt einem blöden Urlaubslied machst du mal ein Lied, das die Geschichte der Menschen beschreibt, die hier im Land sind und was die empfinden."

Sensationserfolg: Udo Jürgens (2.vl) und der Texter Michael Kunze (r) feiern 1975 ausgelassen beim Sirtaki-Tanzem in einem Lokal in Athen mit anderen Gästen den Erfolg ihres Liedes
Sensationserfolg: Udo Jürgens (2.vl) und der Texter Michael Kunze (r) feiern 1975 ausgelassen beim Sirtaki-Tanzem in einem Lokal in Athen mit anderen Gästen den Erfolg ihres Liedes "Griechischer Wein. (Bild: Horst Ossinger/picture alliance via Getty Images)

Ganz Europa singt ein Lied

Das Lied über die Sehnsucht und Einsamkeit der Gastarbeiter*innen wurde zu einem europäischen Hit. Sofort schoss "Griechischer Wein" auch in den Charts nach oben, belegte in Deutschland und der Schweiz den ersten Platz. Bis zur "Goldenen Schallplatte" für eine halbe Million verkaufter Alben war es nicht weit. In Österreich schaffte es der Song zwar "nur" auf Rang zwei, hielt sich aber sagenhafte 54 Wochen lang in den Charts und wurde erst vor drei Jahren auf Platz sechs der 100 wichtigsten österreichischen Popsongs gewählt. Auch bei Udo Jürgens' allerletztem Konzert im Jahr 2014 durfte sein großer Hit natürlich nicht fehlen.

Deutsche Cover-Versionen

Wohl kaum ein anderer deutscher Schlager ist so oft - und so vielfältig - gecovered worden, wie "Griechischer Wein." Traditionelle Schlagerstars jeder Generation haben den Hit für sich interpretiert und aufgeführt. Die Bandbreite der Interpret*innen reicht von Heino, der den Song bereits 1975 sang, über Dieter Thomas Kuhn (1995), bis hin zu Christina Stürmer, die sich 2014 an eine neue Version des Klassikers wagte. Auch als Trompetenversion von Stefan Mross oder in der Deutschrap-Variante von den Fantastischen Vier war das Lied schon zu hören. Zuletzt schuf DArtagnan eine eher rockige prominente Neufassung.

International berühmt

Und nicht nur in Deutschland kam das Lied über Heimweh und Sehnsucht anscheinend gut an. Jürgens selbst sang das Lied auf französisch unter dem Titel "À mes amours" ein. Auch auf griechisch wagte er sich selbst an eine Interpretation seines Hits. Dort hieß er "Phile kerna krassi".

Und "Griechischer Wein" ist noch in zahlreichen weiteren internationalen Versionen erschienen. Darunter gab es niederländische, portugiesische, spanische und sogar polnische Versionen. Selbst US-Star Bing Crosby sang den Schlager unter dem Titel "Come Share the Wine" auf Englisch ein. Oft wurde dabei der griechische Wein übrigens mit einem lokalen Getränk ausgetauscht.

Parodien - Zum Lachen oder zum Wein(en)?

Für echte Udo Jürgens Fans dürften die Parodien wohl zum Teil ziemlich daneben gewesen sein. Der Grand Seigneur des deutschen Schlagers hat sie vermutlich eher als ironische Form der Anerkennung verstanden. Dabei bietet sich der Text natürlich für allerlei alkoholische Anspielungen an. So kam Jürgen von Manger schon drei Jahre nach der Veröffentlichung auf die Idee, das Lied in "Bottroper Bier" umzutaufen. Und nach Hape Kerkeling ("Griechischer Weihnachtsmann"), nahm auch Blödelbade Otto den Hit mit, na was wohl, klar: "Friesischer Wein" auf die Schippe. So dreckig wie bei der Comedy-Sendung "Frühstyxradio", wo die "Arschkrampen" eine nicht jugendfreie Variante einspielten, waren die anderen Parodien zum Glück nicht.

Anerkennung in Griechenland

Auch wenn der Schlager vor allem in Westeuropa große Erfolge feierte, wurde der Song doch auch im Mittelmeerland wahrgenommen. Der damalige griechische Premierminister Konstantinos Karamanlis, der die schwierige Aufgabe hatte, das Land nach der Militärdiktatur wieder zurück in die Demokratie zu führen, zeigte dies mit einer besonderen Geste. Er lud Udo Jürgens und Michael Kunze nach Athen ein, um sich dafür zu bedanken, dass sie mit dem Lied die Aufmerksamkeit auf die Geschichte der griechischen Gastarbeiter*innen gelenkt hatten.

Griechische Arbeitsmigration

Heute ist es vielen Menschen nicht mehr bewusste, in welcher Form die Migration der 60er und 70er Jahre die Gesellschaft der noch jungen Bundesrepublik prägte und auch spaltete. Das sogenannte Anwerbeabkommen von 1960 regulierte die Zuwanderung aus den südeuropäischen Ländern, in erster Linie Türkei, Griechenland und Italien. Da aber nur gut die Hälfte der Arbeiter*innen auf diesem formalen Weg migrierte, ist die genaue Zahl der Griech*innen, die sich in Deutschland niederließen, schwer zu ermitteln. Laut Bundeszentrale für politische Bildung waren es allein in den Jahren von 1960 bis 1976 mindestens 620.000 Menschen. Die meisten von ihnen lebten in Süd-und Westdeutschland und arbeiteten dort in der Metallverarbeitung, sowie der Elektro- und Autoindustrie. Diesen Menschen hat Udo Jürgens mit "Griechischer Wein" eine bleibende Hymne geschrieben.

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