100 Meter lange Liste zeigt, wie viele Menschen auf der Flucht nach Europa gestorben sind

Am 25. November war Totensonntag, ein “stiller Feiertag”, bei dem traditionell der Verstorbenen gedacht wird. Die Bewegung “Seebrücke” nutzte den Gedenktag für eine besondere Protestaktion in Hamburg.

Die Demonstranten trugen eine riesige Papierliste durch Hamburgs Innenstadt – hundert Meter lang und über 70 Kilogramm schwer. Auf der Liste: die Namen von über 34.000 Menschen, die in den vergangenen 25 Jahren ihr Leben an Europas Außengrenzen verloren haben. Die etwa 200 Teilnehmer schmückten die Liste mit Rosen und lasen die Namen der Toten auszugsweise laut vor.

Mit dieser Aktion, die parallel zu Demonstrationen in mehreren Städten Deutschlands stattfand, wollte die “Seebrücke” der Flüchtlinge gedenken, die auf dem Weg nach Europa ihr Leben lassen mussten. Die internationale Bewegung wurde im Sommer 2018 gegründet, nachdem mehrere europäische Notrettungsschiffe im Mittelmeer von Regierungen am Auslaufen oder Anlegen gehindert wurden.

“Durch die Verweigerung sicherer Fluchtwege und die Behinderung der Seenotrettung im Mittelmeer sterben an den europäischen Außengrenzen Tausende Menschen. Statt Sicherheit in Europa fanden sie den Tod. Dieser Menschen wollten wir rund um den Totensonntag gedenken”, erklärte Markus Groda von der “Seebrücke”-Bewegung gegenüber der Zeitung “Neues Deutschland”.

Nicht (mehr) im Fokus der Berichterstattung

Zu den Forderungen der Bewegung gehören sichere Fluchtwege, die Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine humanere Asylpolitik. Mit zahlreichen Aktionen wie dem Gedenkmarsch am Totensonntag will die “Seebrücke Hamburg” darauf aufmerksam machen, dass nach wie vor und tagtäglich zahlreiche Menschen an den europäischen Grenzen ihr Leben verlieren – auch wenn in den Medien nicht immer über jeden Fall berichtet wird.

Am Samstag ist derweil erstmals ein ziviles Notrettungsschiff unter deutscher Flagge in Richtung Mittelmeer gestartet: Die Organisation “Sea-Eye” will mit der “Professor Albrecht Penck” ab Mitte Dezember vor der libyschen Küste die Arbeit aufnehmen. Zuvor war “Sea-Watch” bereits mit einem Schiff unter italienischer Flagge ins Mittelmeer zurückgekehrt, nachdem zivile Seenotrettungsschiffe teils monatelang in den Häfen festgesetzt wurden.

“Sea-Eye” war zuletzt mit dem “Seefuchs” auf dem Mittelmeer aktiv. (Bild: Danilo Campailla/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)
“Sea-Eye” war zuletzt mit dem “Seefuchs” auf dem Mittelmeer aktiv. (Bild: Danilo Campailla/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)

Wie die Internationale Organisation für Migration und das Flüchtlingswerk UNHCR berichten, sind in diesem Jahr bereits über 2.000 Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer gestorben.

Auch diese Meldungen über das Drama auf dem Mittelmeer könnten Sie interessieren:

Sehen Sie außerdem: 236 Migranten nach Sizilien gebracht – Salvini tobt