105-Millionen-Duell: Was für VfB und HSV auf dem Spiel steht

Wenn der VfB Stuttgart am Donnerstagabend den Hamburger SV (2. Bundesliga: VfB Stuttgart - Hamburger SV ab 20.30 Uhr im LIVETICKER) empfängt, dann kreist eine beachtliche Zahl um das Spiel: 105 Millionen Euro - der Marktwert der beiden Kader.

Der VfB kommt dabei auf 59 Millionen Euro, der HSV auf 46 Millionen. Zum Vergleich: Der Gesamtmarktwert der 2. Bundesliga beträgt 367 Millionen Euro.

Klar ist, dass das Kracher-Duell im Unterhaus kaum mehr an Brisanz bieten könnte. Der Drittplatzierte empfängt den Zweiten. Der Aufstieg, den beide Mannschaften als selbstverständliches Ziel ansehen, ist für beide Klubs in Gefahr (SERVICE: 2. Bundesliga Tabelle).

Hinzukommt, dass sich Stuttgart und Hamburg in der Krise befinden. Der VfB holte in den letzten fünf Spielen nur vier Punkte, der HSV fünf. Ausgerechnet in der Zeit nach dem Re-Start, im Endspurt, will es für die Aufstiegsfavoriten einfach nicht laufen. (Spielplan und Ergebnisse)

Die beiden Traditionsklubs hoffen nun, dass im Topspiel die Wende gelingt. Und es steht dabei ziemlich viel auf dem Spiel.

Stuttgarts vorgelebte Kontinuität in Gefahr

Wie so oft geht es vor allem ums Finanzielle - in Zeiten der Coronakrise mehr denn je: Zwischen der Bundesliga und der 2. Liga liegen Welten, was sich am Beispiel VfB ganz besonders zeigt.

Konkret: Die TV-Einnahmen der Stuttgarter sanken nach dem Abstieg von rund 48 auf etwa 26 Millionen Euro. Der Umsatz brach auf 100 Millionen Euro ein (zuvor 130), der Profi-Etat wiederum sank von 60 auf 40 Millionen Euro.

Zudem geht es um den Verbleib der Spieler. Stammtorwart Gregor Kobel, der von der TSG Hoffenheim ausgeliehen ist, wäre im Falle eines Verbleibs in Liga zwei auf jeden Fall weg. Viele ambitionierte Profis wären schwer zu halten.

Der Kader könnte schon allein aus finanziellen Gründen nicht zusammengehalten werden, der VfB müsste konsequent aussortieren. Doch eigentlich will Stuttgart derzeit zeigen, "dass wir Kontinuität leben wollen", wie es Vorstandschef Thomas Hitzlsperger jüngst ausdrückte.

Der Anlass für seine Worte: Die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Trainer Pellegrino Matarazzo bis Sommer 2022. Der Vertrag des US-amerikanisch-italienischen Coaches ist für die 1. und die 2. Bundesliga gültig.

Der HSV müsste kleiner denken

Beim HSV ist die Lage ähnlich.

Zwar sagte Präsident Marcell Jansen zuletzt bei Sky: "Sportlich gesehen wollen und müssen wir aufsteigen. Wirtschaftlich haben wir aber nicht den Druck, aufsteigen zu müssen."

Allerdings ist die komplette Struktur des stolzen Klubs nicht die eines Zweitligisten. Wenn der Aufstieg auch im zweiten Anlauf nicht gelingt, müssen die Hanseaten wohl oder übel kleiner denken.

Fraglich ist zudem, ob Investor Klaus-Michael Kühne weiter seine Millionen für den Klub lockermachen wird, wenn die Mannschaft in der Zweiten Liga spielt. Zur Erinnerung: Kühne hatte bereits im Januar den "Schlendrian" bemängelt, der beim HSV erneut Einzug erhielt.

Für den Verlierer des Krachers wäre Spitzenreiter Arminia Bielefeld wohl endgültig enteilt, die Ausgangslage für den Kampf um Rang zwei zudem schlecht.

Dann droht ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga. Mit weitreichenden Folgen.