50 Jahre nach Diebstahl: US-Rentner entschuldigt per Brief sich beim Hofbräuhaus

Das Münchner Traditionswirtshaus postete das Schreiben auf Instagram

Am Platzl steht das Münchner Hofbräuhaus schon seit Urzeiten. Auch der US-Amerikaner Gregory machte dort im Januar 1972 einen Besuch (Bild: Getty Images)
Am Platzl steht das Münchner Hofbräuhaus schon seit Urzeiten. Auch der US-Amerikaner Gregory stattete ihm im Januar 1972 einen Besuch ab. (Bild: Getty Images)

Dass seine Studentenreise nach Europa legendär werden würde, hatte der junge Gregory aus dem US-Staat Michigan im Jahr 1972 sicher gehofft. Dass über 50 Jahre später sogar in den deutschen Nachrichten darüber berichtet würde, hatte sich der Student jedoch sicher nicht in seinen wildesten Träumen ausgemalt…

Aber noch mal von vorne, denn zu jeder legendären Story gehört ein unverdächtiger Anfang: Der nämlich, dass eine Gruppe Collegestudenten sich in den Siebziger-Jahren zu einer Tour durch Europa aufmachte. Rom und Paris gehörten vielleicht zu den Zielen, ganz sicher jedoch München. Die bayerische Landeshauptstadt war schon damals für ihr gutes Bier berühmt – und Gregory dürfte, wie viele andere Touristen, den einen oder anderen Krug geleert haben. Einen davon – einen Steinkrug des Münchner Hofbräuhauses – nahm der Student als Souvenir mit. Nicht ganz erlaubt – doch statt den Diebstahl als Jugendsünde abzutun, schien die Erinnerung den Mann auch über die Jahre nicht loszulassen. Und plagte ihn offenbar so sehr, dass er sich vor Kurzem zu einem Schreiben ans Hofbräuhauses entschloss.

Im Brief, den die Brauerei auf Instagram veröffentlichte, heißt es: "Hofbräuhaus: Ich reiste im Januar 1972 mit einer Gruppe meines Colleges in Michigan, USA, durch Europa. Als ich in München war, besuchte ich auch das Hofbräuhaus. Es tut mir sehr leid – aber als ich das Hofbräuhaus verließ, nahm ich einen Ihrer bläulichen Steinkrüge mit Ihrem HB-Emblem mit. Ich habe ihn immer noch, weiß aber, dass ich Ihnen dafür Geld schulde. Ich hoffe, dass die angefügte Summe die Kosten deckt. Bitte verzeihen Sie mir meine Indiskretion." Im Umschlag enthalten war ein 50-Dollar-Schein (umgerechnet etwa 46 Euro), unterzeichnet war der getippte Brief mit "Ein dummer Student".

Dumm fanden die Instagram-Nutzer*innen diese Aktion ganz und gar nicht – und schwemmten den Post, der in kurzer Zeit über 1.000 Likes sammelte, mit Lob und Sympathie für den US-Senioren. "Es gibt tatsächlich einige verdammt gute Menschen auf dieser Welt", schrieb ein*e Kommentator*in, woraufhin ein*e andere*r antwortete: "Naja, er hat einen Krug gestohlen, also nicht so schnell! Aber immerhin hat er die Rechnung bezahlt." Und auch ein bisschen Lebensweisheit tauchte unter dem Post auf: "Irgendwann waren wir alle mal dumme Kinder. Gut, ehrlich zu sein."

Die Steinkrüge, von denen der Amerikaner sprach, sind heute übrigens weitgehend aus dem Restaurant verschwunden: Wie Bild berichtet, ist das Privileg, im Gasthaus aus den schweren blaugrauen Krügen zu trinken, mittlerweile den Stammgästen vorbehalten, die den Krug nach Benutzung mit einem Vorhängeschloss im "Maßkrug-Tresor" wegschließen können. Alle anderen Gäste erhalten das Bier im Glaskrug. Eine Rarität sind die blauen Krüge, die laut Hofbräuhaus kurz vor der Olympiade 1972 ausgetauscht wurden, jedoch nicht, ließ ein Sprecher gegenüber der Bild verlauten. Im Hofbräuhaus-Shop lassen sich die Klassiker regulär erwerben.

Maibock-Anstich 2024
Die Steinkrüge werden heute nur noch für besondere Gäste ausgepackt - wie hier beim Maibock-Anstich mit Ministerpräsident Söder. (Bild: Peter Kneffel/picture alliance via Getty Images)

Entsprechend gnädig zeigte sich das Brauhaus angesichts der rührenden Entschuldigung und versicherte auf Instagram: "Lieber Gregory, das nehmen wir gerne an, wir wünschen Dir weiterhin viel Freude mit dem Steinkrug und werden die 50 Dollar spenden." Dem nicht ganz anonymen Absender will das Hofbräuhaus als Dankeschön eine Einladung ins Gasthaus schicken – Bild zufolge klebte eine Adresse auf dem Umschlag.