AfD-Politiker halten Satire-Dreh für Fake-News-Inszenierung gegen ihre Partei

In einem Video, das die AfD Berlin am Mittwoch auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlichte, sollen Szenen zu sehen sein, in denen Unbekannte angeblich versuchen, die AfD in ein schlechtes Licht zu rücken. Politiker der Partei sind aufgebracht. Dabei handelt es sich in Wahrheit um Satire.

Wie das gemeinnützige Rechercheportal „Correctiv“ am Donnerstag berichtete, handelt es sich bei dem Video, das von AfD-Politikern als „Fake-Video“ bezeichnet wird, um Dreharbeiten zu einer Satireshow des SWR. Bei der AfD Berlin hielt man den im Internet aufgetauchten Clip jedoch für eine Aktion von politischen Gegnern, um gezielt Falschinformationen zu verbreiten und den Ruf der AfD zu schädigen.

Die Aufnahmen zeigen unter anderem einen Mann hinter einem Parteistand der AfD, der Flugblätter verteilt und dabei Parolen skandiert. Ein Skinhead zeigt sich interessiert und nimmt eines der Flugblätter entgegen. Ebenfalls ist in dem Video ein schwarzer Mann zu sehen, der von anderen Passanten scheinbar durch die Straße gehetzt wird.

Diese Szenen hat die AfD in einem eigens produzierten Video kommentiert: „Wir sind fassungslos“, heißt es von einer Stimme aus dem Off. Auch Politiker der Partei melden sich in dem Video zu Wort.

Der stellvertretende Vorsitzende der AfD Berlin, Karsten Woldeit, kommentiert die Dreharbeiten mit den Worten: „Es ist unfassbar, zu welchen Mitteln mittlerweile gegriffen wird, um die AfD zu diskreditieren. Da fehlen mir wirklich die Worte.“ Dirk Spaniel, Bundestagsabgeordneter der AfD, sagt: „Offensichtlich gibt es ja gar kein echtes Videomaterial über die AfD, dass man das hier so fälschen muss und auch so plump fälschen muss. Und das zeigt eigentlich nur, dass der politische Gegner mit seinen Argumenten gegen die AfD offensichtlich völlig am Ende ist.“

Auf Twitter behauptet Dirk Spaniel zudem, Linke würden hinter der Aktion stecken.

Auf dem YouTube-Channel „AfD Berlin“ heißt es in der Erklärung unter dem Video: „Die AfD ist entsetzt von dem Versuch, Fakevideos an einem falschen Parteistand zu drehen.“ Etwas weiter im Text wird der Vize-Bundessprecher der AfD Georg Pazderski zitiert: „Noch wissen wir nicht, wer dieses bizarre Schauspiel inszeniert hat“, heißt es da. Man werde Anzeige gegen unbekannt erstatten, da das AfD-Logo markenrechtlich geschützt sei und für „derartige Fake-Aktionen“ nicht verwendet werden dürfe. Man hoffe, in Kürze zu erfahren, um wen es sich bei den „Tätern“ handle. „Der Versuch, Politik mit Fakevideos zu betreiben, ist undemokratisch und gehört unterbunden!“, so Pazderski.

Bereits am Mittwoch postete der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, Bernd Gögel, man habe einen „Mega-Fake“ aufgedeckt:

Auf ihrer Webseite dokumentieren die Journalisten von „Correctiv“, dass es sich um Dreharbeiten des SWR-Satireformats „Bohemian Browser Ballett“ handelt, die am 7. September 2018 am Nachmittag stattgefunden haben. Der Unternehmenssprecher des SWR, Wolfgang Utz, bestätigte dies in einer E-Mail. Die Dreharbeiten am Berliner Anton-Saefkow-Platz seien „eindeutig zu erkennen“ gewesen, so Utz.

Laut „Correctiv“ hat der Landesverband der AfD Berlin sich auf Facebook bisher zweideutig darüber geäußert, ob man bereits gegen die Aktion vorgegangen sei. Auf das Drängen von Nutzern, „sofort Anzeige zu erstatten“, hieß es zunächst in einer Antwort „Haben wir“, die einige Stunden später jedoch in „Machen wir“ abgeändert wurde.

Obwohl „Correctiv“ die Hintergründe bereits am Donnerstag aufgedeckt hat, veröffentlichte der von AfD-Politikerin Beatrix von Storch mitbetriebene Blog „freiewelt.net“ am Freitagmorgen um 7:05 Uhr einen Artikel, der die Dreharbeiten weiterhin als „Fake-Aktion“ bezeichnet. Unter dem Titel „Wie Propaganda gegen die AfD in Szene gesetzt wird“ heißt es auch hier: „Über eine Anfrage im Bezirksamt, ob und für wen eine Drehgenehmigung vorgelegen hat, erhofft sich die AfD Hinweise auf die Täter.“

Über die Tatsache, dass es sich bei den Dreharbeiten um eine Satireshow handelte, äußerte sich die AfD Berlin bisher nicht.

Zum aktuellen Zeitpunkt sind die Aufnahmen noch nicht bei „Bohemian Browser Ballett“ gesendet worden. Auf dem YouTube-Channel des Formates heißt es: „Das Browser Ballett ist ein staatlich finanziertes Unterhaltungsangebot für Deutschland. Alle Inhalte entstehen in einem satirischen Kontext und bilden weder Fakten noch Überzeugungen ab.”