AfD verfälscht Eko Freshs Song „Aber“ – nun reagiert der Rapper auf Facebook

Rapper Eko Fresh traf mit seinem Song „Aber“ den Nerv der Zeit. (Bild: Getty Images)
Rapper Eko Fresh traf mit seinem Song „Aber“ den Nerv der Zeit. (Bild: Getty Images)

Mit seinem Song „Aber“ wollte der Rapper Eko Fresh eigentlich ein Zeichen gegen Rassismus setzen und zu mehr friedvoller Kommunikation aufrufen. Doch AfD-Anhänger versuchen nun, den Song für ihre Zwecke zu missbrauchen und reißen dafür schamlos Teile des Song aus ihrem Kontext. Der Rapper reagierte prompt per Facebook.

Dass die Themen Integration und Rassismus in Deutschland in den letzten Jahren zu wenig Aufmerksamkeit erhielten und nicht ausreichend behandelt wurden, wurde in den vielen Wochen vor und nach der Fußball-WM wieder einmal schmerzhaft deutlich. Spätestens nach dem öffentlichen Rücktritt von Mesut Özil hielt man sich in allen Lagern kaum noch mit Ressentiments, Vorwürfen und Vorurteilen zurück.

Der Song „Aber“ von Eko Fresh (bürgerlich Ekrem Bora) mischte sich musikalisch in die Debatte ein und traf damit den Nerv der Zeit. Die Message: Man müsse wieder besser miteinander kommunizieren und sich gegenseitig zuhören. Und: Identität ist keine eindeutige Sache oder etwas, das einfach erfüllt werden könne.

Der in Deutschland geborene, türkischstämmige Rapper thematisiert damit seine eigene Identität und das ewige Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen. In dem dreiteiligen als Rap-Battle inszenierten Rollenspiel stellt er zwei radikale Perspektiven gegenüber, um sich dann selbst zu positionieren.

Im ersten Teil wird aus der Sicht des typischen AfD-Wählers argumentiert. Im zweiten Teil kommt der sogenannte Wut-Türke und Erdoğan-Sympathisant zu Wort. Und im dritten Teil geht schließlich Eko Fresh dazwischen und beschreibt die Dinge aus seiner Sicht des in Köln geborenen Kindes mit kurdischer Mutter und türkischem Vater.

Gerade die ersten beiden Teile bestehen aus provokanten und stark überzeichneten Aussagen. Und genau das gefällt der AfD anscheinend so sehr, dass man es für gut und richtig befand, den ersten Teil aus dem Zusammenhang zu reißen und für die eigenen Zwecke zu benutzen.

So postete Franz Wiese, brandenburgischer Landtagsabgeordneter der AfD, den gekürzten Part wie folgt auf seinem Twitter-Account.

Sogar das Partei-Logo wurde ins Video eingefügt. Was fehlt, sind jedoch nicht nur die beiden anderen Parts, die den Song inhaltlich vervollständigen, sondern auch der Anfang. Hier sagt der Protagonist: „Als Allererstes will ich klarstellen, ich bin kein Nazi, aber mich stören die Alibabas mit ihrem Islam-Gelaber […]“ Diese in sich widersprüchliche Zeile macht eigentlich schon zu Beginn des Songs deutlich, worauf Eko Fresh damit hinaus will. Die AfD befand sie offensichtlich für unnötig.

Der Rapper selbst zeigte sich empört und postete am Montag eine kurze Stellungnahme via Facebook. Darin weist er auch darauf hin, dass es sich bei der Person im Video um den Schauspieler Patrick Mölleken handelt, der dort nicht seine eigene Meinung verkörpert.

Ein bisschen geehrt fühlt sich der Rapper trotzdem. Schließlich wäre sein Text für den AfD-Wähler wohl so authentisch, dass er buchstäblich ins Blaue traf.