Aktenskandal: Im Landeskriminalamt herrscht Misstrauen

Im Fall von Anis Amri steht die Arbeit der Berliner Polizei-Ermittler massiv unter Verdacht. Ein Ermittler verteidigt seine Kollegen.

Hans H. Nibbrig
und Ulrich Kraetzer

Im LKA-Gebäude am Tempelhofer Damm ist Glas auf den einzelnen Etagen das beherrschende Element. Viele Büros wirken wie überdimensionale Glaskästen. Schon beim Betreten bietet sich dem Besucher ein freier Blick über das halbe Stockwerk. Dieser Eindruck von Offenheit und Transparenz passt so gar nicht zu der oft und gern geäußerten Kritik, die Polizei übe sich vornehmlich in Geheimniskrämerei, Abschottung oder gar Vertuschung, wie das aktuell im Zusammenhang mit Anis Amri, dem Attentäter vom Breitscheidplatz, mal wieder der Fall ist.

Dem erfahrenen Ermittler Tobias Schneider geht es auch um Offenheit. Für ein Treffen mit der Berliner Morgenpost wählt er allerdings lieber einen Ort fernab des Landeskriminalamtes (LKA). Der Mittvierziger heißt auch nicht Tobias Schneider, er möchte seinen echten Namen aber lieber nicht in der Zeitung lesen. Auch wolle er nicht primär über den Fall Amri reden, sagt er, es gehe ihm um die Arbeit der Polizei in hochsensiblen Bereichen und deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Doch dann kommt Schneider doch als Erstes auf Amri zu sprechen, den Fall also, der gerade wie ein Damoklesschwert über der Polizeibehörde hängt.

Da sind der Verdacht der Aktenmanipulation und – für Schneider "noch viel krasser" – die Spekulationen über mögliche Fehleinschätzungen mit fatalen Folgen. "Kann sich eigentlich irgendjemand vorstellen, was für die betroffenen Kollegen die Erkenntnis bedeutet, ihr Verhalten sei möglicherweise eine Mi...

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