Alle zwei Minuten eine Todesanzeige: Aktion “Unsere Toten”

Am 10. Dezember ist der Internationale Tag der Menschenrechte. An diesem besonderen Datum veröffentlicht die Berliner Seenotrettungsorganisation Sea Watch anonyme Todesanzeigen für Hunderte Flüchtlinge, die seit dem Sommer im Mittelmeer ertrunken sind. Für die Todesfälle machen die Aktivisten die europäische Abschottungspolitik verantwortlich.

Im Juni 2018 machte Italien seine Häfen für Schiffe von Hilfsorganisationen dicht. Seither dürfen die Aktivisten keine Menschen mehr nach Italien bringen, die sie aus dem Mittelmeer gerettet haben. Seither sind 800 Menschen – Männer, Frauen und Kinder – auf dem Weg nach Europa ertrunken, wie die Organisation Sea Watch auf ihrer Webseite schreibt. Die Dunkelziffer ist jedoch wahrscheinlich wesentlich höher.

Seit Juni 2018 hat Italien seine Häfen für Schiffe der zivilen Seenotrettung gesperrt. (Symbolbild: AP Photo)
Seit Juni 2018 hat Italien seine Häfen für Schiffe der zivilen Seenotrettung gesperrt. (Symbolbild: AP Photo)

In überfüllten Schlauchbooten machen sich Menschen aus ganz Afrika und aus dem Nahen Osten in Libyen auf, um nach Europa zu gelangen. Viele finden in den Wellen des Meeres ihren Tod. “Doch im Mittelmeer ertrinken keine Nummern und Zahlen, sondern Menschen,” schreibt die Menschenrechtsorganisation.

Eine Todesanzeige für jedes Opfer

Die “europäische Abschottungspolitik” hätte diesen Menschen nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Identität genommen, klagen die Aktivisten an. In Europa kenne man ihre Namen nicht, nicht ihre Geschichten, Träume, Hoffnungen und Wünsche. Am Tag der Menschenrechte wolle man diesen Opfern nun gedenken: “Über 24 Stunden verteilt werden wir am Tag der Menschenrechte alle 2 Minuten eine Anzeigen in den sozialen Medien schalten.”

Sea Watch will klarmachen: “Sie sind Europas Tote. Sie sind Menschen wie du und ich. Sie sind auch #unseretoten.” Bisher ist das Echo der User in den Netzwerken noch sehr verhalten.