Alles muss raus: britische Unternehmer und der Brexit

Alles muss raus. Schon in den nächsten Wochen wird das Lagerhaus des Unternehmens Freestyleextreme.com im englischen Bristol leer sein. Die Firma, ein Exporteur für Sportartikel, zieht um ins slowakische Bratislava. Für das Familienunternehmen sind die Unwägbarkeiten eines ungeregelten Brexit zu riskant. "Als Marktführer erwartet man eigentlich nicht, dass sich etwas über Nacht so grundlegend ändert", sagt Shaun Loughlin, "ich kann es nicht fassen, dass ich diese riesige Kaution für das Lager in der Slowakei bezahle. Ich kann auch nicht fassen, dass ich mich von Mitarbeitern trenne, mit denen ich seit Jahren zusammengearbeitet habe. Das ist so unwirklich." Die Unsicherheit hat bereits zu Einbußen bei britischen Unternehmen geführt. Manche profitieren aber auch – zumindest im Augenblick. Das britische Pfund ist auf Tiefstand, die Händler können zu Niedrigpreisen in die Eurozone exportieren. Das lässt die Umsätze steigen. Zum Beispiel beim Kaffeehändler Alchemy Coffee in Wimbledon. Trotzdem macht der Brexit auch dort Sorgen, erläutert Joseph O'Hara: "Müssen wir künftig doppelt importieren, einmal in die EU und von dort nach Großbritannien? Muss ich Umsatzsteuer bezahlen? Wird es Zollschranken geben? Den Kaffee werden wir monatelang nicht sehen. Wir treffen die Kaffeebauern vor dem EU-Austritt, aber der Kaffee kommt später. Wir sind also ratlos." Viele Unternehmen kämpfen mit dieser Unsicherheit, die der Brexit bringt, geregelt oder ungeregelt. Mancher glaubt, ein Brexit ohne Abkommen könnte das Pfund noch mehr unter Druck bringen, die Preise fallen lassen und der Exportwirtschaft helfen. Andere dagegen packen sicherheitshalber ihre Sachen und machen sich auf Richtung Festlandeuropa.