"Also, in Island gibt es kein Weizenbier": Als "Rudi" und "Waldi" aneinandergerieten

Trinkt gar kein Weißbier: Waldemar Hartmann (2018 in Berlin).  (Bild: 2016 Getty Images/Christian Marquardt)
Trinkt gar kein Weißbier: Waldemar Hartmann (2018 in Berlin). (Bild: 2016 Getty Images/Christian Marquardt)

Vor 20 Jahren wurde ein "tieferer Tiefpunkt" zu einem unterhaltsamen Höhepunkt: Zeit, sich an einen Ausbruch von Rudi Völler auf Island zu erinnern.

Er wurde einst "Deutschlands berühmtester Schnauzbart" genannt, war als "Duz-Maschine" verschrien und avancierte als "Weißbier-Waldi" zum Werbeträger und zur bis heute ganz zünftig klingenden Marke: Waldemar Hartmann, heute 75, war in seiner aktiven Zeit bei der ARD immer viel mehr als nur ein vielbeschäftigter Sportreporter - was natürlich auch, aber beileibe nicht nur, mit einem legendären Ausraster eines gewissen Rudi Völler zu tun hat.

Waldi ist und bleibt eine Legende, nur eines ist er nach eigenem Bekunden mitnichten: ein Weißbiertrinker. Das versicherte der Mann, der sich vor der TV-Karriere in Augsburg als Kneipenwirt und DJ verdingt hatte, immer wieder - aus gutem Grund. Denn es ist seit jenem 6. September 2003 nicht mehr zu ändern: Fußball, Fernsehen und Weißbier, also das, was für viele Fans seit jeher eine heilige Dreifaltigkeit bildet, ist für alle Zeiten mit dem Namen des Sportmoderators Waldemar Hartmann verbunden. Die Geschichte dahinter sorgt bei allen, die damals live vor dem Fernseher saßen, noch heute für jenes ganz besondere Kribbeln, wie es nur Zeitzeugen im Angesicht des Unfassbaren ereilt.

Es war vor genau 20 Jahren: Unmittelbar nach einem überaus drögen 0:0 im EM-Qualifikationsspiel der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf Island wurde im Ersten Deutschen Fernsehen TV-Geschichte geschrieben, als der damalige Teamchef Rudi Völler im ARD-Studio bei Hartmann ausbrach wie einer dieser isländischen Vulkane mit unaussprechlichen Namen. Völler schäumte sich zunächst zu einer Tirade auf das damalige Kommentatorengespann Gerhard Delling und Günter Netzer hoch, um dann gegen alles und jeden in der Fußballjournaille zu wettern - und auch Hartmann sollte nicht ungeschoren davonkommen.

Rudi Völler (2023 in Hamburg) lieferte Waldemar Hartmann im September 2003 nach einem Länderspiel in Reykjavik ein legedäres Rededuell. (Bild: 2023 Getty Images/Gerald Matzka)
Rudi Völler (2023 in Hamburg) lieferte Waldemar Hartmann im September 2003 nach einem Länderspiel in Reykjavik ein legedäres Rededuell. (Bild: 2023 Getty Images/Gerald Matzka)

"Da stelle ich mich vor die Mannschaft"

Als der Moderator auf seine schon damals berühmt-berüchtigte jovial-bajuwarische Art zu beschwichtigen versuchte, raunte Völler ihn an: "Du sitzt hier locker bequem auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken und bist schön locker." Und, patsch, von diesem Moment an pappte es an Waldi: das "Weißbier"-Etikett. Da half es auch nichts mehr, dass er, ganz Profi, sogleich zum coolen Konter ansetzte. "Also, in Island gibt es kein Weizenbier. Ich bin auch kein Weizenbier-Trinker", setzte Hartmann entrüstet zum Konterangriff an ...

Völler schäumte damals vor Wut - und brachte sein Befinden auch authentisch über den Äther. Bissig warf er zunächst Delling und Netzer, die zuvor über neue "Tiefpunkte" parliert hatten, entgegen - im Wortlaut: "Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören, muss ich ganz ehrlich sagen. Da stelle ich mich vor die Mannschaft. Natürlich war das heute nicht in Ordnung, aber man sollte schon mal überdenken, wenn man solche Berichterstattung macht, dass man . . . Also ich weiß nicht, woher die beiden überhaupt das Recht nehmen, so was zu sagen."

Er könne diesen "Käse" nicht mehr hören, polterte der Teamchef weiland. Der O-Ton ging dann so weiter: "Nach jedem Spiel, wenn wir kein Tor geschossen haben, dann ist das noch ein tieferer Tiefpunkt, als wir eigentlich schon hatten. So einen Scheiß, den kann ich nicht mehr hören. Also da werde ich . . . das ist für mich das Allerletzte, muss ich ehrlich sagen. Wechsel' den Beruf, ist besser."

Waldemar Hartmann nutzte dann eine kurze Atempause seines Gegenübers, um einzuwerfen: "Ich kann jetzt nicht verstehen, warum die Schärfe reinkommt" ... Da platzte es aus Völler erneut heraus, er hob zur bereits erwähnten Weißbieraussage an.

Man saß damals, fünf Jahre nach Trappatonis "Flasche leer"-Tirade, vorm Fernseher und konnte es kaum fassen. Obwohl, in einem war sich jeder, der es miterlebt hat, ganz sicher: Das war kein tieferer Tiefpunkt, sondern ein echter Höhepunkt der deutschen Fernsehunterhaltung. Immer wieder gern genommen - mit einem Schmunzeln. Auch weil sich Hartmann und Völler, wie übrigens auch Delling und Völler, bald wieder bestens vertragen haben.

Waldemar Hartmann ist heute auch als Experte und Redner bei Veranstaltungen gefragt. (Bild: Christian Marquardt/Getty Images)
Waldemar Hartmann ist heute auch als Experte und Redner bei Veranstaltungen gefragt. (Bild: Christian Marquardt/Getty Images)

Hartmann ist noch immer Experte

Übrigens: Waldemar Hartmann - seit August 2023 moderiert er die Sportsendung "Waldis Dritte Halbzeit" beim Online-Anbieter Nius - hat's eher mit Wodka, jedenfalls wurde der sympathische Bayer nicht müde, darauf hinzuweisen, wann immer er auf den Weißbierstempel angesprochen wurde.

Völler, seit Dezember 2022 Teil einer "Task-Force" des Deutschen Fußball-Bundes zur Vorbereitung der EM 2024, entschuldigte sich damals noch im Laufe des Interviews bei Hartmann für die Weißbier-Unterstellung. Sein DFB-Team qualifizierte sich dann auch, wie erwartet, für die Fußball-EM 2004. Jedoch schied die Truppe in Portugal schon in der Gruppenphase aus.

Drei gegen Rudi? - Waldemar Hartmann, Günter Netzer und Gerhard Delling (von links, bei einem Event 2009 in München) nahmen Völlers Emotionsausbruch von Anfang an mit Humor. Alles wieder gut! (Bild: Miguel Villagran/Getty Images)
Drei gegen Rudi? - Waldemar Hartmann, Günter Netzer und Gerhard Delling (von links, bei einem Event 2009 in München) nahmen Völlers Emotionsausbruch von Anfang an mit Humor. Alles wieder gut! (Bild: Miguel Villagran/Getty Images)