Ampel verfehlt ihr Ziel deutlich: So viele Wohnungen wurden 2023 wirklich gebaut

Der Neubau von Wohnungen hinkt hinter den Zielen der Bundesregierung zurück. - Copyright: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON
Der Neubau von Wohnungen hinkt hinter den Zielen der Bundesregierung zurück. - Copyright: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Der Wohnungsbau in Deutschland konnte auch im vergangenen Jahr trotz des dringenden Bedarfs vor allem in Ballungsräumen nicht die erhoffte Dynamik entfalten. Mit 294.400 fertiggestellten Wohnungen fiel das Ergebnis jedoch besser aus als befürchtet. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag sank die Zahl der gebauten Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent.

Die Fertigstellungen haben sich seit 2021 kaum verändert, was das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen deutlich verfehlen lässt. Befürchtet wurde jedoch ein drastischerer Rückgang auf 215.000 bis 270.000 Wohnungen.

Die hohen Kreditzinsen und steigenden Baukosten der letzten zwei Jahre haben die Kosten für Bauvorhaben erheblich verteuert. Besonders im Wohnungsbau führte dies zu vielen Verschiebungen oder Absagen von Projekten. Die Branche beklagt fehlende Neuaufträge und Stornierungen bereits geplanter Projekte. Viele der im vergangenen Jahr fertiggestellten Wohnungen resultieren aus Genehmigungen, die bis 2022 unter besseren Bedingungen erteilt wurden.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erklärte: „Unterm Strich bleibt allerdings: Auch im Vorjahr wurden weniger Wohnungen gebaut, als es der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum eigentlich erfordert“, so Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.

Wichtiger Indikator: Baugenehmigungen gehen zurück

Seit Monaten sinkt auch die Zahl der Baugenehmigungen. Der Bauindustrieverband geht davon aus, dass im laufenden Jahr nur 220.000 bis 230.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Angesichts des Wohnungsmangels in Ballungsräumen drängen Verbände der Bau- und Immobilienbranche auf mehr staatliche Förderung.

Der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft ZIA schätzt die Neubaulücke in Deutschland auf 600.000 Wohnungen und warnt, dass dieser Wert ohne Korrekturen bis 2027 auf 830.000 Wohnungen steigen könnte.

Ein weiteres Hindernis ist der Fachkräftemangel, der viele Bauvorhaben im vergangenen Jahr stocken ließ. Die Zeit von der Genehmigungserteilung bis zur Fertigstellung verlängerte sich bei den 2023 fertiggestellten Wohngebäuden auf 24 Monate, so die Statistiker.

Das sind die genauen Zahlen zum Wohnungsbau

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes umfassen sowohl die Baufertigstellungen neuer Gebäude als auch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden. Von den 294.400 fertiggestellten Wohnungen im Jahr 2023 waren 257.200 Neubauwohnungen. Die Einfamilienhäuser verzeichneten mit 69.900 Wohnungen einen Rückgang von 9,3 Prozent. Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der neuen Wohnungen in Zweifamilienhäusern um 3,8 Prozent auf 23.800. In Mehrfamilienhäusern wurden 156.300 Neubauwohnungen geschaffen, was einem Anstieg von 4,1 Prozent oder 6.100 Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Diese Entwicklungen verdeutlichen die anhaltenden Herausforderungen im deutschen Wohnungsbau. Trotz des höheren als befürchteten Fertigstellungsniveaus bleibt die Neubaulücke erheblich, und ohne gezielte Maßnahmen und Förderung könnte sich die Lage weiter verschärfen. Beobachter und Branchenverbände fordern daher dringende politische und wirtschaftliche Maßnahmen, um den Wohnungsbau zu beleben und den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu decken.

dpa/fu