Ansage per SMS: Wie Reschke Kimmich zu Bayern lotste

Joshua Kimmich hat seinen Durchbruch beim FC Bayern auch Entdecker Michael Reschke zu verdanken

Joshua Kimmich ist gewiss eines der größten Talente im deutschen Fußball derzeit. Da erscheint es fast logisch, dass ihm der wohl größte Talentscout hierzulande zum Karrieresprung verhalf. Dass der Rechtsverteidiger beim FC Bayern den Durchbruch schaffte, hat er nämlich Michael Reschke zu verdanken.

Der war bis zum vergangenen Jahr noch Technischer Direktor beim Rekordmeister und sah in dem Spieler früh ein Potenzial für einen großen Klub. Zu dem Zeitpunkt war Kimmich noch weitgehend unbekannt.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat Reschke jetzt Einblicke in Kimmichs Scoutingprozess gewährt. Er begann 2014, genau zu der Zeit, als Reschke in München anfing.

Wegen Kimmich: Reschke ließ Rummenigge abblitzen

Klubboss Karl-Heinz Rummenigge hatte den Technischen Direktor in der Saisonvorbereitung eigentlich mit auf die USA-Reise nehmen wollen. Doch Reschke hatte besseres im Sinn. Er ließ den Vorstandsvorsitzenden abblitzen: "Herr Rummenigge, das ist eine PR-Tour, von mir will da doch keine Sau was wissen. Meinen Sie, ich fliege mit nach Amerika?"

Während der Bayern-Tross nach Übersee flog, inspizierte Reschke die Spiele der U-19-EM in Ungarn. Dort lief auch ein gewisser Joshua Kimmich auf.

"Mir war klar: Das ist ein Spieler für Bayern München, obwohl er da noch kein Zweitligaspiel gemacht hatte", sagte Reschke der FAZ.

"Wir wollen Kimmich, wir müssen sprechen"

Auf der Rückfahrt aus dem Stadion machte Reschke kurzen Prozess: "Ich habe seinem Berater Uli Ferber noch aus dem Taxi eine Nachricht geschrieben: 'Wir wollen Kimmich, er wird FCB-Spieler, wir müssen sprechen.'"

Ein Jahr später wechselte das Talent für 8,5 Millionen Euro aus Leipzig nach München, wo er unter Pep Guardiola nach und nach herangeführt wurde. Heute ist Kimmich Stammspieler – sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft.

Reschke hätte gerne noch mehr solcher zukunftsweisenden Planungen für Bayern getroffen. "In München war ich wesentlicher Bestandteil von Entscheidungsprozessen", sagte er. Allerdings: "Es hat auch Prozesse gegeben, die ich gern anders gestaltet hätte, das ist mir zusehends schwerer gefallen."

Im Sommer 2017 bat Reschke den FC Bayern schließlich um Freigabe. Er nahm stattdessen einen Vorstandsposten beim VfB Stuttgart an.