"Anwältin wollte ich nie werden"

In der ZDF-Samstagsreihe "Wilsberg" ist die Berlinerin Ina Paule Klink Alex Holtkamp, die Anwältin, die Wilsberg charmant unter die Arme greift. Im "Zürich-Krimi" im Ersten bringt sie als Anwältin Dominique ab 23. April wieder viel Erotik ins Spiel.

Man kennt sie seit Langem als Alex Holtkamp aus der ZDF-Krimireihe "Wilsberg". Dort ist sie seit 2000 zu sehen - erst als Jurastudentin, dann als Rechtsanwältin, meist aber als Wilsbergs zuverlässige Agentin. Doch seit 2016 ist sie auch in Zürich anwaltschaftlich tätig - als Chefin des "Anwalts ohne Lizenz", Thomas Borchert, den Christian Kohlund spielt. Hier wie dort bringt die 1979 in Zossen (Brandenburg) geborene Ina Paule Klink viel Charme und Farbe ins Spiel - und, ja, auch eine gehörige Portion Erotik. Jetzt ist die 40-Jährige immer donnerstags in drei "Zürich-Krimis" zu sehen: "Borchert und die tödliche Falle" (23.04.), "Borchert und der fatale Irrtum" (30.04.) und "Borchert und der Tote im See" (07.05., jeweils 20.15 Uhr, im Ersten).

teleschau: Wo fühlen Sie sich wohler: in Zürich oder in Münster, in der Schweiz oder womöglich in Westfalen?

Ina Paule Klink: Zürich ist natürlich größer. Wir drehen ja auch im Studio in Prag, da hat man nochmal einen interessanten Städtevergleich. Wenn man nach Münster kommt, ist das wie bei einem Familientreffen. Die haben mich damals vor 20 Jahren wie eine Tochter adoptiert. Wir lachen immer viel und haben unseren Spaß, der hoffentlich auch auf dem Bildschirm rüberkommt.

teleschau: Ganz ernst wird man beide Reihen, den Traditionskrimi "Wilsberg" und den "Zürich-Krimi" im Ersten nicht nehmen müssen. Sie selbst bringen eine gewisse Leichtigkeit ins Spiel. Wo ist für Sie der Unterschied?

Klink: "Wilsberg" ist grundsätzlich eher ein Märchen. Am Ende geht immer alles gut aus. Der "Zürich-Krimi" tendiert eher zum ernsteren Fach. Die Geschichten sind ans echte Leben angelehnt, sie orientieren sich an Fällen aus der Schweiz - internationale Geschäfte, Drogenmafia, solche Dinge.

teleschau: In "Borchert und die tödliche Falle" haben Sie eine ziemlich kraftraubende Rolle: Sie werden als Anwältin im Gerichtssaal von Ihrem Mandanten als Geisel genommen, der plötzlich eine Pistole zückt.

Klink: Ja, das waren schon sehr aufregende Dreharbeiten. Wir haben das Ganze im Studio in Prag am Stück und chronologisch gedreht und insgesamt vier Tage im Gerichtssaal zugebracht. Sonst werden Bilder oft durcheinander gedreht, man begnügt sich mit Infos, wie: "Wo komme ich her, wo gehe ich hin?" Hier waren wir von der Handlung derart gefangen, dass wir auch in den Drehpausen noch im Saal geblieben sind. So konnte eine mitreißende, auch zum Teil brutale Atmosphäre entstehen.

teleschau: Das Drehbuch will es, dass Sie der Polizeihauptmann Furrer, den Pierre Kiwitt spielt, mit einem Sonderkommando retten soll. Er hat im Film ja auch privat an Ihnen viel Interesse. Aber so richtig werden sie nicht warm miteinander?

Klink: Ja, es ist schwierig. Das ist so gewollt. Aber wir arbeiten daran, es wird schon irgendwann mal klappen. Wir sind auf einem guten Weg.

teleschau: Mit Leonard Lansink und Christian Kohlund haben Sie in beiden Filmreihen väterliche Figuren an Ihrer Seite. Haben Sie sich denn an den Charakterschauspieler Kohlund schnell gewöhnt?

Klink: Christian Kohlund ist wie Leonard Lansink ein ganz besonderer Mensch. Ich gucke mir bei ihm immer noch Dinge ab und lerne von ihm. Ich mag seine innere Ruhe, die sicher auch seiner Schweizer Herkunft zu verdanken ist. Und er hat einen feinen Humor. Ich spreche als Berlinerin ja ungefähr mit dem vierfachen Tempo. Wenn es mal zu hektisch wird, sagt er ganz ruhig: "Lass uns absetzen. Wir gehen das noch mal in Ruhe an."

"Danach werde ich öfter mal gefragt"

teleschau: In beiden Filmreihen sind Sie Anwältin. - Zufall, oder wären Sie auch im richtigen Leben gerne Anwältin geworden?

Klink: Überhaupt nicht, aber komisch, dass man das glaubt. Danach werde ich öfter mal gefragt.

teleschau: Im Münster-Krimi heißen Sie Alex, Ihr eigener Rufname ist Paule. Wer hat Ihnen denn den verpasst?

Klink: Meine Eltern wollten das so. Meine Mutter wollte unbedingt einen Jungen, und mein Vater, der professioneller Springreiter war, wollte mich nach seinem Idol, dem berühmten Springreiter Paul Schockemöhle benennen. Paule ist ja übrigens nicht nur die Berliner Form von Paul, sondern im Französischen auch ein ganz normaler weiblicher Vorname. Aber ich war schon ein burschikoses Kind, ein Indianer sozusagen.

teleschau: Sie selbst sind ja auch dem Pferdesport verschrieben. In einer Harald-Schmidt-Show wurde einst berichtet, wie sie mal vom Pferd gestürzt sind. Reiten Sie immer noch?

Klink: Ja, durchaus, und ich helfe ja auch meinem Vater auf dem Gestüt und im Verein. Den Sturz damals habe ich längst vergessen, wahrscheinlich, weil es einer unter vielen gewesen ist.

teleschau: In den vergangenen Jahren sind Sie viel als Sängerin aufgetreten, unter anderem mit Bela B., dem Schlagzeuger von den Ärzten. Jüngst wurden Sie richtig tiefsinnig, mit der Single "Nie verzeihen". Im Lied geht es um einen schmerzvollen Abschied.

Klink: Wie alle meine Lieder hat das viel mit mir selbst zu tun. Es handelt vom Ende einer Beziehung, in diesem Fall von der lange dauernden tiefen Freundschaft zu einer Frau. Frauen fühlen ja auch anders.

teleschau: Es ist in dem Song also nicht die frühere Beziehung zu Ihrem langjährigen Partner Nikolai Kinski gemeint?

Klink: Nein, das liegt ja schon eine ganze Weile zurück.

teleschau: Ist denn auf dem musikalischen Sektor Neues von Ihnen zu erwarten?

Klink: Ich bereite gerade ein neues Album vor, das im Juli herauskommen soll. Inmitten der Corona-Krise bin ich gerade dabei, einen neuen Zeitplan zu entwerfen. Ich singe deutschen Pop im französischen Stil, ein bisschen so wie Carla Bruni.

teleschau: Aber mit Verlaub, hoffentlich nicht so, wie die französischen Stimmchen, die man neuerdings recht häufig als Pausenfüller in den Kulturradios zu hören bekommt, übrigens gerne auch ohne Ansage und jede Namensnennung.

Klink: Das ist das neue Radio. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Als ich noch beim Berliner Radio Fritz Moderatorin war, das habe ich ja mal gemacht, haben wir noch richtig Charts angesagt. Ich hab' das damals von der Pike auf gelernt, mit Interviews und allem drum und dran. So ändern sich die Zeiten.