Mit Appell zur Einheit und ungewöhnlichem Besuch: Israel begeht Holocaust-Gedenktag

Israels Staatspräsident Izchak Herzog hat die Bevölkerung seines Landes am nationalen Holocaust-Gedenktag zu Einheit aufgerufen. Gerade die Zeit bis zum Soldatengedenktag und Unabhängigkeitstag in der kommenden Woche müsse "über jeden Streit erhaben" sein, betonte Herzog am Montag in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.

"Wir sind ein Volk und werden dies bleiben - verbunden nicht nur durch eine schmerzhafte Geschichte, sondern auch durch unsere gemeinsame, hoffnungsvolle Zukunft und unser Schicksal."

Umstrittene Justizreform

Herzog bezog sich auf die schweren Auseinandersetzungen der vergangenen Monate in Israel. Gegen Pläne für eine Justizreform, die Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit seiner rechts-religiösen Regierung durchsetzen will, gibt es massive Proteste. Vermittlungsgespräche brachten bislang keinen Durchbruch.

An Israels diesjährigem Holocaust-Gedenktag zum 17. April wird besonders an den Aufstand im Warschauer Ghetto vor 80 Jahren erinnert. Netanjahu sagte in Yad Vashem, die Geschichte des Aufstands verpflichte die Israelis zur inneren Einheit.

"Nur so können wir die besiegen, die uns zerstören wollen." Heute sei dies der Iran, der an einer Aufrüstung mit Atomwaffen gehindert werden müsse. Israel erinnert jedes Jahr mit einem eigenen Gedenktag an den Holocaust. International wird der 27. Januar als Holocaust-Gedenktag begangen.

Ein hoher iranischer Gast

Der im Exil lebende Ex-Kronprinz des Irans, Reza Pahlavi, war bei der Gedenkveranstaltung in Yad Vashem ebenfalls zugegen. Er wurde von Geheimdienstministerin Gila Gamliel begleitet, die von einem "historischen Besuch" sprach. Pahlavi sei die "ranghöchste iranische Persönlichkeit, die Israel jemals einen öffentlichen Besuch" abgestattet habe.

78 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs leben in Israel nach offiziellen Angaben noch 147 199 Holocaust-Überlebende. Am Dienstag sind weitere Gedenkveranstaltungen vorgesehen. Am Vormittag heulen landesweit Sirenen im Gedenken an sechs Millionen Juden, die von den Nationalsozialisten und deren Helfershelfern ermordet waren worden.