ARD entschuldigt sich für Beirut-Berichterstattung

Sowohl in der Tagesschau, als auch den Tagesthemen wurde die verheerende Explosion in Beirut nur kurz abgehandelt. (Quelle: Screenshot ARD)
Sowohl in der Tagesschau, als auch den Tagesthemen wurde die verheerende Explosion in Beirut nur kurz abgehandelt. (Quelle: Screenshot ARD)

Die Katastrophe aus Beirut macht weltweit Schlagzeilen. Doch bei der ARD hatte man den Nachrichtenwert unterschätzt. Nach zahlreicher Kritik folgte nun eine Entschuldigung.

Die Bilder, die aus Beirut um die Welt gingen, waren erschütternd. Bei einer riesigen Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt war am Dienstagabend ein ganzes Viertel dem Erdboden gleich gemacht worden, bis heute wird fieberhaft nach Überlebenden und Verletzten in den Trümmern gesucht. Die Opferzahlen sind inzwischen auf 135 Tote und mindestens 5000 Verletzte angestiegen.

Schon direkt nach der Explosion war klar, dass hier eine Katastrophe von ungeahntem Ausmaß geschehen ist. Und dennoch war sowohl der Tagesschau als auch den Tagesthemen am Dienstagabend die Tragödie nur eine kurze Nachricht wert. Erst gegen Ende der Sendung, die um 22:15 begann, wurde ein einminütiger Bericht gesendet, Hauptmeldung war an erster Stelle eine Nachricht aus der Bundesliga.

Dabei waren da seit der Explosion bereits fünf Stunden vergangen, in den sozialen Medien kursierten zahlreiche Aufnahmen der verheerenden Explosion, die nach Angaben der libanesischen Regierung bis zu 300.000 Menschen obdachlos zurück ließ. Dass die Redaktion der ARD-Tagesthemen den Nachrichtenwert als so niedrig einschätzte, brachte ihr Kritik ein.

“Journalistische Fehleinschätzung”

In einem Statement auf der ARD-Homepage reagierte die ARD-aktuell Chefredaktion am Mittwochnachmittag mit Selbstkritik. Dort heißt es: “Über Social Media haben wir schnell reagiert und ausführlich berichtet, aber hätten wir dieses Ereignis nicht auch im klassischen Fernsehen besser abbilden müssen? Um es kurz zu sagen: Ja, hätten wir. Es war eine journalistische Fehleinschätzung.”

Im Nachhinein sei es schwierig diese Fehlleistung zu erklären. “Es sind marginale Details, die am Ende zu einer Fehlerkette führen,” schreiben die drei Chefredakteure in dem Statement. Auch in der Tagesschau sei das Ereignis nicht angemessen abgebildet worden. “Beide Teams grämen sich heute. So ein Abend wie gestern nagt an unserem Selbstverständnis.”

ARD strahlte inzwischen Sondersendung aus

Inzwischen gab es eine Sondersendung zum Thema, auch in den Nachrichtensendungen hat die Katastrophe und ihre Folgen einen journalistisch angemessenen Platz eingenommen. Nach allen bisherigen Erkenntnissen war die Explosion durch einen Brand in einem Lagerhaus am Hafen zustande gekommen.

Dort lagerten konfiszierte Chemikalien, darunter das hochexplosive Ammoniumnitrat in großen Mengen. Schon die ersten Handy-Aufnahmen zeigten das gewaltige Ausmaß der Detonation, die noch in zehn Kilometern Entfernung Fensterscheiben zu Bruch gehen ließ. Mittlerweile haben viele Regierungen, darunter auch Deutschland, dem Libanon Hilfe zugesagt. In dem finanziell gebeutelten Land sind die ohnehin überlasteten Krankenhäuser und Versorgungssysteme nicht in der Lage, die zahlreichen Verletzten zu versorgen.

VIDEO: Ursache der Explosionen in Beirut weiter unklar