Die Austern versuchen den Exit vom Brexit

Die Meeresbewohner haben ihren Brexit schon länger vollzogen: Viele waren dann einfach mal weg. Nun sind diese winzigen Austern die große Hoffnung für die marine Artenvielfalt im Vereinigten Königreich.

Seit der Römerzeit waren Austern in britischen Gewässern zuhause. Doch heute ist ihr Bestand drastisch zurückgegangen – um mehr als 95 Prozent. Die Ursache: Überfischung, Lebensraumverlust, Verschmutzung und Krankheiten.

Celine Gamble, Projektleiterin für wilde Austern, von der Zoological Society of London (ZSL) sagt: „Wir arbeiten mit einer kleinen verbleibenden Population in Großbritannien, was uns dazu inspiriert hat, das Projekt ins Leben zu rufen, um zu versuchen, einheimische Austern an drei Standorten wiederanzusiedeln.“

Das Projekt „Wild Oysters“ soll also das Blatt wenden und den Austernpopulationen wieder zu ihrem alten Glanz verhelfen. Zu Beginn des Experiments wurden 4.000 Austern in den Gewässern Großbritanniens ausgesetzt, und zwar vor den Küsten von Wales, Schottland und England.

Diese Austern sollen sich vermehren und Millionen von Austernbabys, so genannte Larven, in den Ozean entlassen.

Matt Uttley, Leiter des Wiederherstellungsprojekts der "Blue Marine Foundation": "Bei einer Austernpopulation handelt es sich nicht nur um eine einzelne Auster als Spezies, sondern Austern bilden tatsächlich eine komplexe 3D-Matrix eines Lebensraums. Und genau dieser Lebensraum, den sie bieten, ist für andere Arten so wichtig."

Austern reinigen das Wasser. Während sie wachsen, speichern sie Stickstoff und Kohlendioxid aus der Atmosphäre.

Die Zoological Society of London schätzt, dass die 4.000 ausgesetzten Austern im Laufe eines Jahres die Menge von einer halben Million Badewannen voll Wasser gefiltert haben könnten. Ziel des Projekts ist die Wiederansiedlung von 20.000 Quadratkilometern Austernriffen, die an der britischen Küste verloren gegangen sind.