Balbina ist die neue deutsche Pop-Hoffnung

Balbina bei ihrem Auftritt als Support für Grönemeyer in Leipzig. Foto: Jan Woitas

Wenn Balbina nicht singt, dann läuft sie. So auch letzten Herbst in Paris. Dann im Hotel ein Anruf: Herbert Grönemeyer will mit ihr auf Tour gehen. «Ich habe gekreischt, wie ein kleines Mädchen, bin wortwörtlich im Dreieck gesprungen», sagt Balbina. Nach dem Zehn-Kilometer-Lauf war sie ohnehin ein bisschen euphorisiert. «Als der Anruf kam, dachte ich nur: Ok, das ist jetzt offiziell der beste Tag meines Lebens.»

Nun war die 32 Jahre alte Berliner Sängerin im Vorprogramm mit Grönemeyer unterwegs. Die Kritiker sind aus dem Häuschen. «Wenn aus dieser tollen Frau kein großer Star wird, gibt es für den deutschen Pop keine Hoffnung», schreibt der «Rolling Stone». Gerade ist ihr zweites Album erschienen. Sie singt auf Deutsch. Ihre Videos sind durchkomponierte Kunstwerke, eine Mischung aus Traumwelt, Pet Shop Boys und Berliner Fashion Week.

Balbina ist inspiriert von deutscher Literatur wie von Erich Kästner, einem ihrer Lieblingsschriftsteller. In einem Video trägt sie Dutt und ein Melonenkleid. Dazu dichtet sie Zeilen wie «Goldfisch/ Du und ich/ wir haben was gemeinsam/ wir beide sind einfach vergesslich/ nur ich glänz nicht/ so schön wie du».

In «Kuckuck» heißt es: «Es riecht nach Persil/ ich bin gestärkt wie ein Hemdkragen, den ich trage». Ist das banal oder hohe Kunst? Nicht jeder kann etwas mit den vertonten Gedichten und dem emotionalen Sound anfangen. Aber ob man sie mag oder nicht, Balbina hat eine Handschrift. Es ist Pop für den Kopfhörer, zum Zuhören.

Geboren ist Balbina Monika Jagielska in Warschau. Mit ihrer Familie kam sie als kleines Kind nach Berlin, wo sie im rauen Neukölln aufwuchs. «Ich war nicht die beliebteste Schülerin, eher schüchtern und in mich gekehrt» erzählt sie im dpa-Interview. «Ein Mauerblümchen, aber ich mag Mauerblümchen eigentlich ganz gern.» Ihre Muttersprache ist Polnisch. Aber sie fühlt und denkt deutsch, sie liebt die Sprache. «Ich mag klare Sätze, eindeutige Worte, greifbare Vergleiche. Der Alltag ist meine Inspiration.»

Balbina hat immer Ohrstöpsel dabei, um Lärm ausblenden zu können, wenn sie es will. Sie sehnt sich nach handylosen Zeiten. «Wenn ich nicht gerade in einer heißen Phase bin, in der ich erreichbar sein muss, mache ich das Telefon wochenlang aus.» Ihr jüngstes Album heißt «Balbina über das Grübeln». Ihre Umgebung analysiere sie am laufenden Band, sagt sie. «Ich grübel ständig. Grübeln ist für mich der Superlativ von Nachdenken. Ich höre gar nicht erst damit auf.»

Balbina hat viel probiert, war in der Berliner Rap-Szene unterwegs und ging mit der Band Die Atzen auf Tour. Sie hat BWL studiert und in einem Modeladen gearbeitet. «Egal, wie der Alltag sich darstellte, das Liederschreiben war mein ständiger und treuer Begleiter.» Ihre Texte schreibt sie ganz altmodisch in Notizbücher. Wenn die Skizzen reif sind, setzt sie sich an den Schreibtisch. «Dann bin ich fokussiert, die Türen sind geschlossen, das Handy ist aus, das Internet auch.»

Gibt es einen Plan B, wenn es mit der Musik nicht mehr klappt? «Natürlich wäre es schön, wenn ich mich nur um die Musik kümmern könnte. Aber man kann auch Musiker sein, wenn man gleichzeitig jobbt. So lange ich eine Stimme habe, mir Ideen kommen und Musiker mit mir arbeiten wollen, bin ich glücklich.»

Rolling Stone über Balbina

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