Kimmich und Goretzka: Es stimmt nicht!

Was war das denn für eine Halbzeit?

Beim 1:1 gegen den 1. FC Köln gelang den Spielern des FC Bayern in den ersten 45 Minuten so gut wie nichts. „Wir müssen wieder gieriger und griffiger werden. Es ist eine Einstellungssache“, meckerte der späte Ausgleichstorschütze Joshua Kimmich nach dem Abpfiff, während Hasan Salihamidzic wenig später in den Katakomben der Allianz Arena polterte: „Wir haben die erste Halbzeit komplett verschlafen. Wir müssen aufwachen!“ (NEWS: Kimmichs Kritik lässt tief blicken)

Doch nicht nur im mentalen Bereich gibt es beim Rekordmeister viel Luft nach oben! Was große Sorgen macht, ist das schon länger bestehende Mittelfeld-Problem. (NEWS: Salihamidzic stinksauer auf Gnabry)

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Wie bereits in vielen Spielen zu Saisonbeginn und auch vergangenen Freitag beim 1:1 in Leipzig fehlte es gegen Köln an Balance im Zentrum. Während sich Sechser Kimmich als erste Anspielstation im Mittelfeld tief in der eigenen Hälfte positionierte, um das Spiel aufzubauen, dachte sein offensiver denkender Partner Goretzka in einigen Situationen sehr offensiv – und tauchte bisweilen sogar auf dem Flügel oder in der Spitze auf. (DATEN: Spielplan der Bundesliga)

Dadurch entstand oft ein großes Loch im Zentrum. Die Folge: Der gut zugestellte Kimmich wusste sich häufig nur mit Quer- oder Rückpassen zu helfen, wodurch im Grunde die Außenverteidiger Benjamin Pavard und Alphonso Davies den Spielaufbau übernehmen mussten – und damit sichtlich überfordert wirkten. Das Bayern-Spiel hatte kaum Tiefe. Effzeh-Torhüter Marvin Schwäbe wurde in Hälfte eins nur zweimal ernsthaft geprüft.

Was ist mit Bayerns Mittelfeld-Duo los?

Stark von Köln-Coach Steffen Baumgart und seiner Truppe, deren Plan im Spiel gegen den Ball auch darin bestand, neben Passmaschine Kimmich die sich häufiger fallenlassenden Jamal Musiala, Leroy Sané und Eric Maxim Choupo-Moting schon bei Ballannahme aggressiv zu beackern und nicht aufdrehen zu lassen.

Weniger stark von Kimmich und Goretzka, die ebenso wenig bei gegnerischem Ballbesitz eine optimale Abstimmung fanden und den Kölnern bei Umschaltaktionen viel Platz boten. (NEWS: Kahn-Klartext zu Kobel-Gerüchten)

Ist Bayerns hoch gepriesene Schaltzentrale kaputt? Zwar stand am Dienstagabend auch die komplette Startelf-Offensive - bis auf den immerhin noch bemühten Sané - nahezu komplett neben sich, aber die mangelnde Balance im Bayern-Mittelfeld ist kein neues Phänomen. (DATEN: Ergebnisse der Bundesliga)

Auffällig: Mit der Einwechslung von Ryan Gravenberch für Goretzka zu Beginn gewann das Münchner Spiel an mehr Kreativität und Kombinationsstärke. Die Bälle wurden besser verteilt, die Außenspieler um den eingewechselten und für viel Wirbel sorgenden Kingsley Coman besser in Szene gesetzt.

Dafür war zwar nicht Gravenberch allein verantwortlich, der 20 Jahre alte Niederländer hatte aber sichtlich mehr Zugriff als sein Vorgänger - und spielte mit 52 Pässen mehr als doppelt so viele wie Goretzka (25)! (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Verdrängt ein Bayern-Reservist Goretzka auf die Bank?

Ein Denkzettel für den früheren Schalker war der Pausenwechsel jedoch nicht. Er habe den 27-Jährigen nicht aus Leistungsgründen heruntergenommen, betonte Nagelsmann nach Spielende ausdrücklich, sondern aufgrund von Schwindel nach einem Luftzweikampf. (NEWS: Nagelsmann erklärt, warum Goretzka raus musste)

Doch mit Gravenberch sowie Marcel Sabitzer scharren zwei Spieler mit den Hufen, die Goretzka den Platz neben dem unter Nagelsmann fest gesetzten Kimmich streitig machen wollen - und sich, diesmal in Person von Gravenberch, durchaus anbieten.

„Ryan hat ein sehr gutes Spiel gemacht“, urteilte Salihamidzic. „Einige Jungs haben in der zweiten Halbzeit eine richtig gute Energie reingebracht. Wenn wir so auch von Anfang an gespielt hätten, hätten wir große Chancen gehabt, das Spiel zu gewinnen.“ (NEWS: Nagelsmann rüffelt Musiala)

Klare Worte - besonders in Richtung der fehlerhaften Münchner Schaltzentrale. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)