Mein Berlin: Warum Berliner Szenecafés absolute Service-Höllen sind

Arrogante Kellner, Chiasamen, hohe Preise – und trotzdem ist der Laden voll. Was ist los mit den Berlinern? Nina Paulsen wundert sich.

Berlin. In dem stylishen Café in Prenzlauer Berg herrscht gähnende Leere. Es ist noch früh am Morgen, draußen trinken zwei Mamas mit ihren Kinderwagen einen Kaffee in der Sonne, aber ansonsten bin ich alleine da. Also, ich – und die sicher von einem teuren Innenarchitekten erdachte Einrichtung mit Industrial-Charme: Beton, massives Holz, Metall, ein paar unbequeme Hocker. Aber gut, wer hip sein will muss leiden.

"Guten Morgen, ich hätte gerne einen Vitamin-Shake uuuund ..." Meine Augen überfliegen die große Tafel über dem Tresen, auf der die Frühstücksangebote stehen. "Kleinen Moment", bitte ich suchend. Doch das ist der ganz in Schwarz gekleideten Frau hinter dem Tresen schon zu viel. "Du, nee, dann bestell doch bitte erst, wenn du weißt, was du willst", kläfft sie und rollt mit den Augen.

Ja nee, ist klar. Wenn jetzt eine endlos lange Schlange hinter mir stünde, würde mich so ein Rumgeeiere von einem Kunden auch ganz kirre machen. Aber ich finde: Nicht mal dann sollte man als Kellner dem Gast derart in die Parade fahren. Ich bestelle hastig einen maßlos überteuerten Avocado-Toast und ärgere mich, warum ich schon wieder einen Fuß in so einen elenden Hipster-Laden gesetzt habe.

Gerichte mit Chiasamen verseucht

Jeder weiß doch, dass man in Etablissements wie diesem nicht nur viel Geld für seltsame Chiasamen- und Gojibeeren-verseuchte Gerichte verliert, die man früher nicht mal als Essen bezeichnet hätte, sondern immer auch ein Stück seiner Würde. Vor allem, wenn man mal wieder behandelt w...

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