Berlin - Paris: Das Erbe des Dritten Reichs ist nicht wegzudenken

Pascal Thibaut ist Korrespondent von Radio France Internationale

In Prenzlauer Berg wird ein junger Mann am Dienstag brutal angegriffen, weil er eine Kippa trägt. Am Donnerstag werden in Köln Stolpersteine in Erinnerung an jüdische Schülerinnen verlegt, die im Nationalsozialismus deportiert wurden. Am Freitag findet in Konstanz die Premiere des Theaterstückes von George Tabori "Mein Kampf" statt. Besucher mit einem Hakenkreuz am Arm (Vorsicht Kunst) erhalten freien Eintritt. In einem sächsischen Kaff treffen sich Hunderte von Neonazis am selben Tag, dem Geburtstag Adolf Hitlers, und feiern ungeniert (Vorsicht Rechtsradikale). Kirchenglocken mit einer Widmung von Hitler sorgen für Schlagzeilen. Und im deutschen TV laufen tagaus, tagein Dokus über die Gräueltaten der Nazis oder die bekannteste Schäferhündin aller Zeiten: Blondi.

"Er ist wieder da", hieß der verfilmte Bestseller von Timur Vermes, der auch in Frankreich für Schlagzeilen sorgte. Aber eigentlich war Hitler immer da. Gelegentlich könnte man meinen, er sei omnipräsent. Das Erbe des Dritten Reichs und seine Nachwehen in den unterschiedlichsten Variationen sind vom heutigen Deutschland nicht wegzudenken. Am Holocaust-Mahnmal in Berlin gedenken Staatsgäste der Shoah. Touristen posieren für Selfies auf den Stelen. Manche benutzen diese Fotos auf Dating-Apps. Andere sprechen von einem "Mahnmal der Schande". Und nicht nur AfD-Politiker provozieren mit der Erinnerungsarbeit. Der französische rechtsextremistische Publizist Alain Soral wurde in Frankreich für eine zweideutige Geste vor dem ...

Lesen Sie hier weiter!