Berlinale: Eine Charta gegen Belästigung

Als Familientreffen der Kinobranche wird die Berlinale gern bezeichnet. Und wie wohl jeder Familie in einer vergleichbaren Situation ergeht es seit letztem Oktober auch der Kinobranche. Weil für Harvey Weinstein sexuelle Belästigungen bis hin zu Vergewaltigung offenbar zum Geschäftsgebaren als Filmproduzent gehörten, kam auch an die Öffentlichkeit, was familienintern zuvor eher als offenes Geheimnis behandelt worden war. Unter dem Hashtag #MeToo bestätigten ungezählte, mitunter sehr prominente Frauen, mindestens belästigt worden zu sein. Von Weinstein selbst und von anderen Männern ähnlicher Struktur.

Monika Grütters rollte #MeToo den Teppich aus

Seitdem kennt wirklich jeder jemanden, der Opfer von sexueller Gewalt geworden ist, was wiederum Erfahrungen, die sonst nur, wenn überhaupt, das ins Vertrauen gezogene per­­sönliche Umfeld eines Opfers macht, in einem bisher unbekannten Ausmaß kollektiviert. Auch die Familie der Filmschaffenden ist seither gezwungen, sich zu verhalten. Wer schweigt, könnte sich verdächtig machen. Und so reichen die Reaktionen auf #MeToo von Trauer und solidarischem Aktivismus über relativierende Abwehr bis hin zu einem Filmjournalisten, der in einem Blogeintrag seufzt, man möge doch das Kino und seine Filme wenigstens "halb so wichtig" nehmen wie jetzt "das Treiben" Harvey Weinsteins.

Je weiter die Kreise, die ein Ereignis zieht, sich von ihrem eigentlichen Zentrum entfernen, desto mehr Platz nehmen sie bekanntlich ein. Dagegen bietet die Berlinale eine...

Lesen Sie hier weiter!