Berliner Spaziergang: Klaus Dörr und die Herkulesaufgabe Volksbühne

Klaus Dörr, Interimsintendant der Volksbühne

Es gibt Menschen, denen hängt eine einzige Sache lebenslang an. Dem Liverpooler Torhüter Loris Karius, Spitzname „butterfinger“, die zwei Tore, die er im Champions-League-Finale Real Madrid geschenkt hat. Dem früheren Kultursenator „Schiller-Killer“ Ulrich Roloff-Momin die Schließung des gleichnamigen Theaters. Und Tim „Reset“ Renner, dem kurzzeitigen SPD-Kulturstaatssekretär, der einen Neustart an der Volksbühne initiiert hat, die Zerstörung dieses lebendigen Ensemble-Theaters. Das kulturpolitische Fiasko endete mit dem Abgang des von Renner verpflichteten Intendanten Chris Dercon nach nur acht Monaten. Klaus Dörr ist der Mann, der aus den Trümmern wieder ein funktionierendes Haus inklusive eines spielbaren Repertoires und festen Schauspielerstammes aufbauen soll. Und zwar möglichst schnell. Eine Herkulesaufgabe.

Derzeit hat der 56-Jährige zwei Jobs. Er pendelt zwischen Berlin, wo er noch im Hotel lebt, und Stuttgart, wo er bis Spielzeitende als künstlerischer Direktor am Schauspiel tätig ist. Auf einen Teil der Gehälter verzichtet er. 70 Prozent nimmt er in Berlin, 50 Prozent in Stuttgart. Eine doppelte Bezahlung hätte er als „unmoralisch“ und unvereinbar mit seinem „protestantischen Selbstverständnis“ empfunden. 120 Prozent Entlohnung hält er angesichts seines Einsatzes und der Sieben-Tage-Woche für angemessen.

Er ist der Retter der Volksbühne. Also noch nicht, aber das ist sein Auftrag. Den hat Dörr vor zwei Monaten von Kultursenator Klaus Lederer (Linke) bekommen. Etwas un...

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