"Bevor ich jetzt gehe": Junger Arzt schreibt über sein Sterben

Paul Kalanithi, der Arzt und Autor starb im März 2015

Im Alter von 36 Jahren bekommt der Neurochirurg Paul Kalanithi die Diagnose Lungenkrebs. Gerade noch war der Mann aus Arizona selbst Arzt, jetzt ist er ein Patient, der mit dem Tod ringt. Die Zukunft, die er sich mit seiner Ehefrau ausgemalt hatte, löst sich in Luft aus. In seinem Buch "Bevor ich jetzt gehe" (Albrecht Knaus Verlag, 192 Seiten, 19,99 Euro), das gerade auf Deutsch erschienen ist, berichtet Kalanithi über seine Verwandlung vom Medizinstudenten, der sich über den Sinn des Lebens Gedanken macht, zum Neurochirurgen, der am Gehirn seiner Patienten arbeitet, hin zum Patienten und frisch gebackenen Vater, der mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert ist.

Platz 1 der "New York Times"-Bestsellerliste

Viele Fragen behandelt Paul Kalanithi in seinem bewegenden Buch: Was macht das Leben lebenswert, wenn man mit dem Tod konfrontiert ist? Was bedeutet es, ein kleines Kind zu haben, wenn sein eigenes Leben verwelkt? Im März 2015 starb Kalanithi, während er an seinem Buch schrieb. Seine Frau sorgte dafür, dass es erschien.

In den USA wird das Werk inzwischen gefeiert, es steht unter anderem auf Platz 1 der "New York Times"-Bestsellerliste. Das Buch zu lesen und es dann zu vergessen, sei unmöglich, hieß es dort über "Bevor ich jetzt gehe". Kalanithis unsentimentale Herangehensweise mache das Buch einzigartig, schrieb "Entertainment Weekly": Das einzige, was daran störe, ist, dass das Buch, genau wie sein Leben, viel zu früh endet.

Ein "brillanter, vielseitig gebildeter Mensch"

Kalanithi wollte zunächst gar nicht Arzt werden. In Stanford studierte er Englische Literatur und Biologie, in Cambridge Wissenschaftsgeschichte und Philosophie. Erst dann absolvierte er die Yale School of Medicine. Zurück in Stanford machte er seine Facharztausbildung und forschte im Rahmen eines Postdoc-Stipendiums, wo er mit dem höchsten Nachwuchsforscherpreis der American Academy of Neurological Surgery ausgezeichnet wurde.

Die extreme Wirkung des Buches komme einerseits daher, dass der Autor so ein brillanter, vielseitig gebildeter Mensch war, schreibt die "New York Times" weiter. Und ein Teil komme von der Art und Weise, wie er schildert, was mit ihm passiert - sein leidenschaftliches Arbeiten, das Warten auf das Leben, das Lernen zu sterben - nichts sei rührselig oder übertrieben.

Foto(s): ©Norbert von der Groeben