Bauchfett: Die (un)sichtbare Gefahr

Misst man uns nach den Maßstäben der Weltgesundheitsorganisation, dann haben 76 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen in Deutschland zu viel Fett. Besonders gefährlich ist das innere Bauchfett, das den Fett- und Zuckerstoffwechsel ungünstig beeinflusst und häufig zu Fettstoffwechselstörungen sowie der Zuckerkrankheit Diabetes führt.

Der Body-Mass-Index (BMI) ist überholt

Der Body-Mass-Index ist eine Zahl zur Bewertung des Körpergewichts und teilt Personen in die "Schubladen" Unter-, Normal- und Übergewicht ein. Aber hat das auch medizinische Relevanz? Schon die Herkunft des BMI lässt Zweifel an seiner medizinischen Aussagekraft aufkommen. Der BMI wurde nämlich nicht etwa von Medizinern entwickelt, sondern geht auf einen Statistiker im Dienste einer US-Lebensversicherung zurück.

Mittlerweile weiß man: Isoliert betrachtet ist der BMI wenig aussagekräftig und ein dicker Bauch macht eher krank als mächtige Oberschenkel oder Hüftspeck.

Paradox aber wahr: Menschen, die laut BMI zu schwer sind aber nur sehr wenig Bauchfett haben – beispielsweise Sportler mit viel schwerer Muskelmasse – sind daher deutlich gesünder als diejenigen mit geringem BMI und viel Bauchfett.

Die Deutsche Adipositas Gesellschaft empfiehlt Ärzten deshalb, den Bauchumfang ihrer Patienten zu messen und bei der Bewertung von Übergewicht mit einzubeziehen.

So bestimmt man den eigenen Taillenumfang

Das National Institutes of Health in den USA empfiehlt: Frauen sollten höchstens 88 Zentimeter Bauchumfang haben, Männer nicht mehr als 102. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft sieht jedoch bereits eine Gefährdung der Gesundheit, wenn der Bauchumfang von Frauen über 80 und der von Männern über 88 Zentimetern liegt.

Das Messen des eigenen Taillenumfangs ist ganz einfach. Man hält ein Maßband ungefähr in Höhe des Bauchnabels und zieht es einmal um den Bauch herum. Leichtes Ausatmen ist erlaubt und verfälscht das Ergebnis nicht.

Auch schlanke Menschen können Bauchfett haben

Bauchfett ist eine unsichtbare Gefahr. Das Fettgewebe, das die inneren Organe umgibt ("Eingeweidefett") kann nämlich auch bei schlanken Menschen vorhanden sein. Es lagert sich zunächst zwischen den inneren Organen ab und wird erst bei zusätzlichen Kilos äußerlich sichtbar.

Das heißt wiederum, dass auch normalgewichtige Menschen viel Bauchfett anlagern können und damit ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen haben.

Zahlreiche Gesundheitsrisiken durch Bauchfett

Untersuchungen aus Washington haben gezeigt, dass Fettzellen im Bauchinneren unter anderem Entzündungsstoffe freisetzen, die für die Entwicklung vieler Krankheiten verantwortlich ist: Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Thrombosen und sogar einige Krebserkrankungen werden durch einen hohen Anteil an Bauchfett begünstigt.

Neuere Forschungen haben außerdem ergeben, dass Bauchfett auch mit der Entwicklung von Demenz, Lungenproblemen und Migräne in Verbindung steht.

Der Bierbauch bei Männern ist besonders schlimm

Auch wenn es mancher Mann lieber verdrängen möchte: Der typische "Bierbauch" – eine Folge deftiger Speisen, die Man(n) gerne zum Bier verzehrt - stellt ein besonderes Gesundheitsrisiko dar. Der Grund: Das Fett beim typischen Bierbauch erhöht die Blutkonzentration von schädlichen Fettsäuren und Botenstoffen. Das fördert Entzündungen und steigert das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.

Männer mit dickem Bauch: Wenig Testosteron

Doch damit nicht genug: Männer mit Bierbauch haben häufig einen niedrigen Spiegel des in den Hoden produzierten Sexualhormons Testosteron. Die Erklärung dafür ist für viele überraschend: Das zusätzliche Bauchfett wandelt das Männerhormon Testosteron in weibliches Östrogen um. Die Libido leidet und in manchen Fällen können bei Männern sogar Brüste wachsen.