Fleischlos glücklich: Leben Vegetarier gesünder?

Wir Deutschen essen durchschnittlich fast 60 Kilogramm Fleischprodukte pro Kopf und Jahr – eine beachtliche Menge. Dass Menschen ursprünglich Fleischesser waren, kann wissenschaftlich kaum bezweifelt werden: An den Backenzähnen unserer Vorfahren können Forscher erkennen, dass Fleisch eine wichtige Rolle auf dem Speiseplan der Urmenschen gespielt haben muss. Das heißt jedoch nicht, dass wir heute noch immer auf Fleisch angewiesen sind. Oder etwa doch? Leben Vegetarier wirklich gesünder oder doch eher ungesünder? Und was ist eigentlich mit Kinder vegetarisch lebender Eltern? Yahoo! Nachrichten bringt die wichtigsten Fakten auf den Punkt. Die Wahrheit ist:

Es gibt unterschiedliche Formen der vegetarischen Ernährung


Glaubt man Schätzungen des Vegetarierbundes, so soll es in Deutschland rund sieben Millionen Vegetarier geben - das wären acht bis neun Prozent der Bevölkerung. Dabei kann man nicht alle Vegetarier einfach über einen Kamm scheren, denn die Ernährungsphilosophie ist mehr als nur "kein Fleisch auf dem Teller." Vegetarismus wird in ganz unterschiedlichen Ausprägungen gelebt: "Ovo-Lacto-Vegetarier" lassen von Fleisch, Geflügel und Fisch die Finger. Andere Tierprodukte wie Eier, Honig oder Milchprodukte landen jedoch regelmäßig auf ihrem Teller.

"Ovo-Vegetarier" hingegen essen zwar Eier und Fleisch, Milchprodukt sind für sie jedoch tabu. Die Erklärung dafür, warum Eier "erlaubt" sind: Eier enthalten kein lebensfähiges Wesen, solange sie nicht befruchtet sind. Bei "Lacto-Vegetariern" ist es wiederum genau umgekehrt: Sie essen zwar keine Eier, dafür aber Milchprodukte. Die Unterschiede der verschiedenen Ausprägungen vegetarischer Ernährung sind wichtig, um die folgenden Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu verstehen.

Leben Vegetarier länger?

Wie gesund ist Vegetarismus wirklich? Diese Frage kann man nicht so einfach beantworten. Dies wird schon an einer Langzeitstudie deutlich, die das Deutsche Krebsforschungszentrum auf den Weg gebracht hat: 21 Jahre lang haben Wissenschaftler das Leben von 1904 Vegetariern analysiert. Ihre Gesundheitsdaten verglichen die Wissenschaftler anschließend mit Werten der Durchschnittsbevölkerung.

Das Ergebnis: Die Sterbequote der Frauen war bei den Vegetariern um etwa 30 Prozent, bei den Männern um 50 Prozent reduziert!Die Forscher folgerten dennoch aus den Ergebnissen, dass es nicht vom Fleischkonsum alleine abhängen kann, wie lange man lebt. Vielmehr unterscheiden sich Vegetarier häufig von der Allgemeinbevölkerung durch ihren allgemein gesundheitsbewussten Lebensstil.

Mangelerscheinungen bei vegetarischer Ernährung?

Von Seiten der Fleischverfechter wird häufig behauptet, dass Fleischverzicht zu Mangelerscheinungen führt. Zur Verwunderung vieler kann dies wissenschaftlich generell nicht bestätigt werden. Es existieren mehrere Studien, die keine gravierenden Nährstoffmängel bei Vegetariern aufzeigen konnten. In einer Studie aus Wien fanden Ernährungswissenschaftler bei "Ovo-Lakto-Vegetariern" sogar eine überdurchschnittliche Versorgung mit Ballaststoffen, ungesättigten Fetten und Vitamin C. Nur die Veganer in der Studie nahmen scheinbar zu wenig Vitamin D, Vitamin B12 und zu wenig Kalzium zu sich.

Warum ist das so? Vermutlich kompensieren Vegetarier Mangelprobleme besser durch ihren durchaus ausgewogeneren Lebensstil. Der Bedarf des Organismus an Vitaminen und Mineralien könnte auf diese Weise vermindert sein. Die Wiener Wissenschaftler bescheinigten nicht zu letzt den Vegetariern, dass sie im Durchschnitt mehr Sport treiben, weniger Alkohol trinken und deutlich seltener Rauchen.

Positive Effekte von vegetarischer Ernährung

Untersuchungen belegen sogar, dass eine ovo-lakto-vegetarische Ernährung positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann: Vegetarier sind nicht nur seltener übergewichtig, sondern leiden auch weniger häufig unter Bluthochdruck. Durch den Verzicht auf tierische Fette ist bei Vegetariern darüber hinaus oft der Cholesterinspiegel niedriger. Und damit nicht genug: Auch das Risiko für viele ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes mellitus, Gicht, Krebserkrankungen oder Herz-Kreislauf-Krankheiten sinkt.

Vegetarismus bei Kindern

Bezüglich der Ernährung von Schwangeren, Senioren und vor allem Kindern, sind sich Ernährungswissenschaftler überwiegend einig: Diese "schwachen" Bevölkerungsgruppen haben einen erhöhten Nährstoffbedarf als der Durchschnittserwachsene. Früher hieß es deswegen, man solle sich abwechslungsreich – mit fleischhaltiger Kost – ernähren. Diese Einstellung hat sich mittlerweile geändert.

Falls sich Eltern oder Kinder für eine ausgewogene und abwechslungsreiche ovo-lacto-vegetarische Ernährung – das heißt ohne Fleisch und Fisch, aber mit Eiern und Milchprodukten – entscheiden, so kann dies laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als Dauerkost empfohlen werden!

Das ändert sich jedoch wenn sich Kinder und Jugendliche rein pflanzlich ernähren und komplett auf tierische Lebensmittel verzichten: Eine vegane Ernährung hält die DGE im gesamten Kindesalter für ungeeignet! Der Grund: Bei vegan ernährten Kindern müssen die Eltern besonderes Wissen über die Lebensmittelauswahl und -zubereitung besitzen. Im schlimmsten Fall kann hier bei Mangelernährung die Entwicklung des Kindes Schaden nehmen.

Bei allen besonderen Formern der Ernährung muss Folgendes beachtet werden: Je mehr man die Lebensmittelauswahl eingeschränkt, desto größer ist natürlich auch die Gefahr eines Nährstoffmangels. Eine fleischreiche Ernährung ist genauso problematisch wie eine vegetarische und vegane Ernährung, wenn sie nicht ausgewogen ist. Dies kann immer dann passieren, wenn kein ausreichendes Wissen über Ernährung besteht. Wer sich also für vegetarische Ernährung entscheidet und die eigenen Kinder mit einbezieht, sollte sich deswegen vorher gründlich informieren.