Hilft DAS wirklich? Die außergewöhnlichsten Therapiemethoden in der Medizin

Wer den Glauben an die klassische Schulmedizin verloren hat, versucht oft bei alternativen Heilverfahren sein Glück. Die Kreativität von Heilpraktikern kennt hier keine Grenzen und so manche individuelle Therapiemethode erscheint wie Zauberei. Doch auch die konservative Schulmedizin hat Therapieformen, bei denen man sich fragt: "Kann das wirklich helfen?" Ja, es kann – und so seltsam sich die folgenden fünf Therapien auch anhören – ihr Nutzen ist wissenschaftlich bewiesen und hilft Betroffenen sogar enorm.

1. Fäkal-Transplantation von einem Darm in den anderen

Auf den ersten Blick wirkt diese bizarre Therapiemethode mehr als unappetitlich. Mediziner flößen Patienten den Kot gesunder Menschen ein. Das Ziel dabei: Die nützlichen Darmbakterien des "Spenders" sollen den Empfänger wieder gesund machen.

Warum das Ganze? Gerät die Darmflora in Unordnung – beispielsweise nach der Einnahme von Antibiotika - dann können sich bestimmte Keime ausbreiten und gefährlich werden. Die Darmwand entzündet sich, schwerste chronische Durchfälle sind die Folge, manchmal sogar mit tödlichem Ausgang.

Die Idee hinter der Fäkal-Transplantation ist nun nachvollziehbar: Man möchte den geschädigten Patienten wieder eine gesunde Darmflora übertragen. Am besten geeignet dafür sind Exkremente von gesunden Menschen, die "gute" Bakterien in den Verdauungstrakt einschleusen und die "bösen" Keime dann verdrängen.

2. Elektrokrampftherapie: Stromstimulation am Kopf

In Hollywoodfilmen erscheinen psychiatrische Verfahren oft wie Foltermethoden. Besonders die "Elektrokrampftherapie", bei der depressive Patienten am Kopf mit Strom stimuliert werden, wird in Filmen zu Unrecht als schreckliches Verfahren dargestellt.

Ziel ist das Auslösen eines Krampfanfalles im Gehirn durch Strom. Dieser Krampfanfall gleicht dem Anfall, den Menschen mit einer Epilepsie in regelmäßigen Abständen erleiden.

Entgegen der Darstellungen in Filmen ist diese Therapie jedoch weder schmerzhaft noch brutal, weil der Patient sich in Narkose befindet. Darüber hinaus ist die Elektrokrampftherapie sogar für viele depressive Menschen die letzte Rettung, wenn alle anderen Therapien versagen.

3. Alkoholvergiftung mit Alkohol therapieren

In Deutschland ist es selten, doch in manchen Ländern werden alkoholische Getränke absichtlich mit dem billigen und giftigen "Methanol" gestreckt, um den Alkoholgehalt zu erhöhen. Auch bei selbst gebranntem Schnaps kann sich statt des trinkbaren Ethanols der giftige Alkohol Methanol anreichern. Nicht selten führt eine solche Methanolvergiftung zum Tod.

In der Medizin kommt bei einer Methanolvergiftung eine besondere Therapie zum Einsatz: Patienten mit einer Methanol-Alkoholvergiftung werden mit Schnaps therapiert!

Der Patient soll etwa 100 Milliliter 40-prozentigen Schnaps trinken. Sind die Betroffenen bewusstlos, wird reines Ethanol in die Vene gespritzt. Das Zielt dabei: Ein Spiegel von etwa einem Promille über einige Tage!

Der Grund für die ungewöhnliche Therapieform: Wird Methanol vom Körper abgebaut, dann entstehen hoch-giftige Stoffe. Gibt man den Methanol-Vergifteten nun Ethanol, kümmert sich der Körper um das ungiftige Ethanol und scheidet Methanol unverändert aus.

4. Schlafentzug bei depressiven Patienten

Was man aus den Medien als Verhörmethode von Geheimdiensten kennt, ist in der Medizin ein vielversprechendes Verfahren für depressive Menschen: Der gezielte Schlafentzug.

In der Psychiatrie machen mehrere depressive Patienten entweder die ganze Nacht durch oder werden um 2 Uhr morgens geweckt. Erst am darauffolgenden Abend dürfen sie dann wieder zu Bett gehen – mit großem Erfolg!

Schon am nächsten Tag steigt die Stimmung der Depressiven. Der Schlafentzug ist deswegen eine wirksame Routinemaßnahme, die ein- bis zweimal pro Woche mit wenig Aufwand viel bewirkt. Knapp 60 Prozent aller Patienten mit Depressionen sprechen auf die Behandlung an.

5. In Licht "duschen" bei Winterdepression

Seitdem Wissenschaftler den Mangel an Sonnenlicht als Ursache der Winterdepression identifiziert haben, ist die einfachste Therapie die Lichtzufuhr. Dies erfolgt in Form einer Lichttherapie.

Bei dieser Therapieform setzt sich der Patient vor eine starke Lampe, eine sogenannte "Lichtdusche". Dabei ist es sehr wichtig, dass die Lampe eine gewisse Leuchtstärke besitzt. Nur ab einer Leuchtstärke von mindestens 2.500 Lux (das ist die Einheit der Leuchtstärke) ist die Therapie erfolgreich. Bei der Therapie der Winterdepression werden Lampen mit einer Leuchtstärke von 10.000 Lux eingesetzt!

Von Zeit zu Zeit schaut der Patient ins Licht, damit auch die Netzhaut im Auge genug Licht abbekommt. Dies soll die "innere Uhr" des Körpers mit der realen Uhrzeit synchronisiert. Obwohl die Methode erfolgreich ist, bezahlen die meisten Krankenkassen die Lichttherapie bei Winterdepression nicht.