Neue Studie zeigt: Alkohol erhöht Krebsrisiko

Laut dem Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung gibt es in unserem Land "eine weit verbreitete unkritisch positive Einstellung zu Alkohol". Vor dem Hintergrund, dass 1,3 Millionen Menschen als alkoholabhängig und insgesamt 9,5 Millionen als abhängigkeits-gefährdet gelten, ist das mehr als bedenklich. Doch nicht nur das - eine neue Studie aus den USA hat wieder einmal gezeigt: Alkohol ist auch ein wichtiger Faktor bei der Krebsentstehung.

Das Urteil der internationalen Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Bier und Co. ist hart: Alkohol gehört zu den zehn bedeutendsten Gesundheitsrisiken überhaupt! Was zuerst übertrieben klingt, ist aus medizinischer Sicht absolut gerechtfertigt, denn bei Gesundheitsschäden durch Alkohol geht es nicht nur um Sucht und Abhängigkeit: Bereits der regelmäßige Konsum geringer Alkohol-Mengen fördert die Entstehung von Übergewicht und belastet Leber und andere Organe. Doch vor allem eines sollte uns zu denken geben: Alkohol erhöht das Krebsrisiko!

Alkohol-Grenzwerte sollten nicht überschritten werden

Allgemein geht man davon aus, dass das Risiko für eine alkoholbedingte Erkrankung bei Frauen bereits ab einem Konsum von 10 Gramm Alkohol pro Tag, für Männer ab 20 Gramm steigt. Bei Frauen bedeutet das: Nicht mehr als ein kleines Glas Bier oder Wein pro Tag. Männer sollten maximal einen halben Liter Bier oder ein Viertelliter Wein trinken.

Diese tolerierbaren zehn und 20 Gramm Alkohol pro Tag dürfen aber keinesfalls als Empfehlung verstanden werden, jeden Tag Alkohol zu trinken. Ganz im Gegenteil: Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) steht jemand, der regelmäßig ein bisschen trinkt nicht besser da als ein Mensch, der gelegentlich sehr viel Alkohol konsumiert.

Warum die strengen Grenzwerte?

Jeder weiß: Alkoholkonsum kann psychische und soziale Probleme verursachen, die Leber zerstören und den Weg in die Abhängigkeit ebnen. Dass Alkohol aber auch für eine Vielzahl von Krebserkrankungen verantwortlich ist, wird häufig nicht erwähnt.

Seriöse wissenschaftliche Arbeiten haben für bestimmte Krebsarten bereits einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsrisiko gezeigt. Besonders die Entstehung von Tumoren im Mundraum, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre und sogar der weiblichen Brust steht mit Alkoholkonsum in Verbindung.

Erschreckend in diesem Zusammenhang: Fachleute konnten für die gerade genannten Krebsarten keinen unteren Grenzwert ermittelt, ab dem Alkohol ungefährlich ist. Das heißt: Auch geringe Mengen erhöhen womöglich die Wahrscheinlichkeit für diese Krebserkrankungen!

Neuste Studie aus den USA zeigt: Alkohol erhöht das Krebsrisiko

Die neuste Studie zum Thema Alkohol und Krebsrisiko wurde vergangene Woche von Wissenschaftlern aus den USA, Kanada und Frankreich veröffentlicht. Timothy Naimi, ein Alkohol-Forscher und Arzt an der Boston University, hat mit seinen Kollegen bestätigt: Sogar ein einziges alkoholisches Getränk am Tag steigert das Krebsrisiko.

Nach umfassenden Datenanalysen machen die Forscher Alkohol in den USA für 20.000 Krebs-Todesfälle jährlich verantwortlich. Das höchste Risiko an Krebs zu sterben, haben dabei schwere Alkoholiker. Doch auch geringe Alkoholmengen waren offenbar mit Krebsentstehung verbunden: Ein Drittel der Todesfälle trat bei denjenigen auf, die "nur" 1,5 alkoholische Getränke oder weniger pro Tag konsumierten.

Unterschiedliche Krebsarten bei Männern und Frauen

Interessant sind auch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Wegen allgemein höherem Alkoholkonsum sterben laut der Studie mehr Männer als Frauen an alkoholbedingtem Krebs. Bei ihnen waren Tumore im Mund, Rachen und der Speiseröhre die häufigsten Neubildungen. Bei Frauen gehen die Wissenschaftler hingegen davon aus, dass in den USA 6.000 Todesfälle an Brustkrebs durch Alkohol bedingt sind.

Und was ist mit uns Europäern? Die Anzahl an Krebs-Todesfällen aufgrund von Alkoholkonsum ist laut der Forscher in Europa sogar noch höher als in den Vereinigten Staaten.

Mehr negative als positive Effekte beim Alkohol

Vor diesem ernsten Hintergrund lassen viele Krebsforscher und Ernährungswissenschaftler auch das weit verbreitete Argument nicht gelten, dass Wein die Herzgesundheit fördert. Die offensichtlich negativen Auswirkungen von Alkohol übersteigen demnach den positiven Effekt auf Herz und Kreislauf.