Norman Volker Franz: Killer und Ausbrecher-König auf der Flucht

Er wird weltweit wegen fünffachen Mordes gesucht. Doch der Mann ist nicht nur ein Mörder, sondern auch ein Ausbrecher-König. Die schwierige Fahndung nach Norman Volker Franz.


Der Fahndungshinweis des BKA ist eindeutig: "Vorsicht! Franz ist gewalttätig und bewaffnet. Er macht rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch.“ Seit weit mehr als einem Jahrzehnt verbirgt sich der Mörder und Serienausbrecher Norman Volker Franz im Untergrund. Doch die Gefahr, die von ihm ausgeht, ist längst nicht vergangen. Nicht umsonst gehört Franz zum Kreis flüchtiger Täter, den das Bundeskriminalamt (BKA) auf seiner Website zur Fahndung ausgeschrieben hat.

Hinweise brauchen die Fahnder dringend. Seit 1999 befindet sich der inzwischen 43 Jahre alte Norman Volker Franz auf der Flucht, vermutlich weit jenseits der deutschen Grenzen. Immerhin gab es ein paar Meldungen von Webnutzern.  Interpol und das BKA setzen auch auf Spuren im Internet, um dem Flüchtigen endlich habhaft zu werden.

Franz, geboren in Neheim-Hüsten, Hochsauerlandkreis, NRW, Schulabbrecher in der Dortmunder Nordstadt, Mitglied einer kriminellen Bande: Mit Banküberfällen, Zigarettenschmuggel und Autoschiebereien bestreitet er seinen Lebensunterhalt – gleichzeitig versuchte er, am Berufskolleg sein Abi nachzuholen. Seine ehemaligen Lehrer erinnern sich an einen sehr intelligenten jungen Mann, der in Mathematik und Physik glänzte.

Mit 25 Jahren der erste Mord



Mit 25 Jahren begeht er seinen ersten Mord: Als polnische Kriminelle den Chef seiner Bande erpressen, übernimmt Franz mit zwei Mitstreitern den dreckigen Job. In einer idyllischen Straße im Dortmunder Stadtteil Syburg locken sie die drei Polen in einen Hinterhalt. Franz‘ Bandenchef wirft eine Handgranate ins Auto der Rivalen. Ein Mann ist sofort tot. Einen Widersacher streckt Franz per Kopfschuss nieder. Dem dritten Insassen des Wagens gelingt schwerverletzt die Flucht, obwohl ihn Franz mit seinem 7er-BMW verfolgt und seine Leute ihn mit einer Pumpgun anschießen – der Zeuge überlebt.

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Die Geschichte von Norman Volker Franz erinnert auch an die Story von „Bonnie & Clyde“. Franz, der Mörder, bietet einer jungen, unsicheren Frau Zuflucht: Sandra, ein Mädchen aus einer zerrütteten Dortmunder Arbeiterfamilie, findet bei ihm Geborgenheit. Sie ahnt nichts oder will nichts davon wissen, dass Norman sein Leben mit kriminellen Methoden finanziert. Nach dem Mord von Syburg fliehen sie Richtung Spanien. In Frankreich werden sie gefasst. 1996 wird Franz wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, mit anschließender Sicherungsverwahrung. Im Gefängnis lassen sich Norman und Sandra im Mai 1996 trauen.

1997: Spektakuläre Flucht

Die Gattin hilft Norman am 11. März 1997 bei seiner spektakulären Flucht: Während eines Schichtwechsels entkommt Franz aus der JVA Hagen. Mit einer kleinen Feile, die Sandra in ihren Gürtel genäht ins Gefängnis geschmuggelt hat, beseitigt er das Fenstergitter und entkommt. Draußen hält Sandra einen Wagen und gefälschte Papiere bereit. Auch Mutter Franz hilft tatkräftig bei der Flucht mit – und wird dafür 2002 zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Kaum entkommen ist Franz’ kriminelle Energie offenbar grenzenlos: Zwei Wochen nach der Flucht soll er nach Ansicht der Polizei einen Geldboten in Weimar erschossen und 10.000 D-Mark erbeutet haben. Norman und Sandra ziehen von Hotel zu Hotel. Die Ermittler sind zudem davon überzeugt, dass das Paar am 21. Juli 1997 den Metro-Großmarkt in Halle überfallen hat. Norman Franz soll dabei vor den Augen seiner Frau zwei Geldtransporteure getötet und eine halbe Million D-Mark geraubt haben. Das Paar setzt sich dann nach Portugal ab.

Dort aber gehen sie im Oktober 1998 deutschen Zielfahndern ins Netz. Norman und Sandra hatten sich in Albufeira an der Algarve ein Haus mit Meerblick gekauft und ein geordnetes Leben für ihren gerade geborenen Sohn angestrebt. Norman war unter Decknamen als Immobilienhändler aktiv. Sie fühlten sich zu sicher. Vor einem Supermarkt erfolgt der Zugriff.

Nach der Ergreifung saßen Norman und Sandra Franz in Lissabon ein. Doch am 28. Juli 1999, einen Tag vor seiner geplanten Auslieferung nach Deutschland, gelang Norman Volker Franz erneut die Flucht – Sandra sagt später, sie habe gehört, er sei als blinder Passagier in einem Auto entkommen. Die Frau blieb zunächst ein weiteres Jahr in portugiesischer Haft, kam dann von Gericht in Halle und wurde zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und drei Monaten verurteilt – während er nicht mehr zu finden war.
Der schlanke Franz verändert sein Aussehen häufig, spricht Englisch und Portugiesisch – und wird nun weltweit wegen fünffachen Mordes gesucht. Es gab laut BKA Hinweise von Menschen, die ihn bei Auslandsreisen gesehen haben wollen. Das Kopfgeld auf Franz summiert sich auf 25.000 Euro.

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