Fahrenheit oder Celsius: Welches ist die bessere Temperaturskala?

Wer jetzt das warme Wetter im Süden der USA genießen will, stößt im Wetterbericht auf verwirrende Temperaturangaben. Ein Wochenende mit 81 Grad in Miami? Überwiegend sonnig bei 77 Grad in San Francisco? Keine Bange. Jenseits des Atlantiks beziehen sich alle Temperaturangaben auf die Fahrenheitskala. Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand erläutert die Herkunft der unterschiedlichen Temperaturangaben und gibt Tipps zur Umrechnung.

Seit ich als Teenager für ein Jahr eine amerikanische High School besuchte, schlage ich mich mit den Eselsbrücken für die Umrechnung von Fahrenheit zu Celsius herum. Wer nach Amerika fliegt, sollte wahrlich keine Probleme mit Kopfrechnen haben. Denn auf der anderen Seite des Atlantiks gilt beim Wetterbericht noch die Fahrenheitskala.

Ein Problem ist, dass es keine einfache Formel gibt, sondern nur fixe Temperaturen, die leicht zu behalten sind. Die Schnapszahl 77 Grad Fahrenheit entspricht 25 Grad Celsius, was ein meteorologischer Sommertag ist - das kann ich mir merken. Bei 100 Grad Fahrenheit im amerikanischen Hochsommer horche ich auf, denn das sind in Deutschland selten erreichte 37,7 Grad Celsius. Diese Hitze entsteht im Juli und August aber regelmäßig in Kalifornien, Texas und an der Golfküste. Wolkige 81 Grad Fahrenheit in Miami wären bei uns 27 Grad Celsius - ein Wetter zum Wohlfühlen. Winterlich ist es in New York bei 32 Grad Fahrenheit, was dem Gefrierpunkt entspricht. Den Gefrierpunkt bei 32 Grad Fahrenheit habe ich mir auch eingeprägt.

Temperaturumrechnung leicht gemacht
Seit neuestem hilft mir aber die Webseite convertworld.com, die Knoten im Gehirn bei den Umrechnungen zu lösen. Mit ein paar Klicks kann man dort eintauchen in die unübersichtliche Vielfalt der weltweit verwendeten Skalen. Wer richtig gut informiert sein will, erfährt auch gleich, dass 100 Grad Fahrenheit 30 Grad Reamur sind - zum Glück ist diese französische Skala aber nicht mehr in Gebrauch.

Celsius am stärksten verbreitet
Die Einteilung nach Celsius-Graden ist nach meiner Auffassung die beste, weil einprägsamste Temperaturskala. Gerade der Übergang von Wasser von der flüssigen in die feste Phase und der gleichzeitige Wechsel des Vorzeichens bei den Gradangaben am Nullpunkt ist besonders anschaulich. Auch aus diesem Grund hat sich die Einteilung nach dem erfinderischen Anders Celsius weltweit am stärksten verbreitet. Bei uns ist ihre Verwendung sogar per Gesetz festgeschrieben.

Celsius, schwedischer Astronom aus Uppsala, stieß bei seinen meteorologischen Forschungen auf das Thermometerproblem. Es gab neben der Fahrenheit-Skala noch viele weitere Unterteilungen von warm und kalt, was zu Missverständnissen führte. 1742 veröffentlichte er seine Überlegungen zum Quecksilberthermometer und empfahl zur Eichung zwei Fixpunkte: Gefrier- und Siedepunkt des Wassers. Er schlug eine 100-teilige Skala und den Siedepunkt des Wassers als Nullpunkt vor. Dieses schwedische Thermometer fand weite Verbreitung, doch bald nach seinem Tod wurde die Skala „umgedreht", vermutlich auf Initiative des mit Celsius befreundeten schwedischen Naturforschers Carl von Linné.

Fahrenheitskala geht ins Detail
Amerikanische Meteorologen arbeiten also sogar etwas genauer als wir Mitteleuropäer, wenn sie sich auf eine feste Gradzahl in ihrer Wettervorhersage festlegen. Denn eine Temperaturdifferenz von einem Grad Celsius entspricht nur neun Fünftel Grad Fahrenheit.

Der Vater der Fahrenheitskala ist Daniel Gabriel Fahrenheit, ein Universalgelehrter aus Danzig. Er begründete um 1714 die Wissenschaft der Temperaturmessung. Sein unterer Fixpunkt war der mit damaligen Geräten reproduzierbare kälteste Wert von etwa minus 18 Grad Celsius, den er als Nullpunkt festlegte. Als obere Referenz nahm er die Körpertemperatur und legte sie auf 100 Grad Fahrenheit fest. Anschließend unterteilte er die Spanne zwischen Gefrier- und Siedepunkt von Wasser in 180 Teile. Dabei wanderte der zweite, obere Referenzwert etwas, so dass die normale Körpertemperatur zu 37,78 Grad wurde, was Ärzte bereits als „leicht erhöhte Temperatur" bezeichnen.

In den Wetterberichten in Großbritannien werden sogar beide Skalen parallel verwendet. Britisches Wetter findet dann bei leichtem Regen und 8 sowie 47 Grad statt. Viel lieber sind mir da die 77 Grad Fahrenheit in San Francisco, denn diese Wetteraussicht lässt selbst in unserem frostigen Winter vom Sommer träumen.