Warum Bayerns Innenminister Schwarze so lieb hat

Peinliche Worte im TV: Joachim Herrmann (Bild: CF)
Peinliche Worte im TV: Joachim Herrmann (Bild: CF)

Joachim Herrmann vergaloppiert sich in eine Fernsehtalkshow. Und dann auch noch mit seiner Wortwahl – nebenbei verrät er ein wenig über sein Weltbild. Nun muss Ministerpräsident Horst Seehofer handeln.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Es gibt in der Politik diesen einen Auftritt zuviel. Das eine Mikro, in das man in einer langen Reihe von Interviews besser nicht gesprochen hätte – weil mancher Politiker dem Thema doch nicht genug gewachsen ist.

Dies widerfuhr am Montagabend Joachim Herrmann. Für ihn lief der Auftritt bei der Polittalkshow „Hart aber fair“ ganz dumm. Sein Chef Seehofer wird ins Kissen gebissen haben. Und sein Pressesprecher in Ohnmacht gefallen sein.

Worum ging es? Natürlich um Flüchtlinge. Nichts beschäftigt die Öffentlichkeit gerade mehr als der Umgang mit ihnen. Und Innenminister Herrmann müsste von Berufs wegen die Diskussion um Migration und Zusammenleben in seiner persönlichen DNA haben. Hat er aber nicht. Am Montagabend offenbarte er, warum man ihn den Abschiebungsminister nennt. Denn er verplapperte sich.

Ein Wort mit langer Geschichte

„Focus"-Chefredakteur Ulrich Reitz hob gerade in einem Statement die Erfolgsgeschichten von Einwanderern hervor, als ihm Herrmann ins Wort fiel. „Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat", sagte Herrmann lächelnd. „Und beim FC Bayern spielen auch 'ne ganze Menge mit schwarzer Hautfarbe mit. Und das finden die Fans vom FC Bayern auch gut.“

„Holla“, sagte da Moderator Plasberg nur noch.

Nun streiten alle über das Wort „Neger“. Ist Herrmann deswegen ein Rassist? Nein. Man entlarvt sich nicht automatisch durch ein einziges Wort als menschliches Arschloch. Obwohl man gern wüsste, warum Herrmann „Neger“ über die Lippen kam. Er als Spitzenpolitiker wählt seine Worte automatisch kontrolliert aus, da ist es schwer sich vorzustellen, „Neger“ sei ihm „herausgerutscht“. Aber man hat ja schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen.

Am nächsten Morgen rudert nun Herrmann zurück. Er habe den Begriff nur in Reaktion auf eine Einspielung des Senders benutzt, in der sich eine Person rassistisch geäußert hatte. Er finde dies „völlig inakzeptabel“. Herrmann wörtlich: „Ich verwende das Wort Neger sonst überhaupt nicht.“
Gut. Aber für eine Entschuldigung reicht sein Manöver nicht. Denn „Neger“ ist längst ein Kampfbegriff, der ausschließlich abwertend gemeint sein kann. Entweder der CSU-Politiker benutzte den Begriff, um an seiner rechten Flanke zu punkten. Oder es „rutschte“ ihm „heraus“ – dann sind ernste Zweifel angebracht, ob er seinem Amt menschlich gewachsen ist.

Herrmanns wunderbare Schwarze

Viel schlimmer aber als dieses eine Wort ist der ganze Zusammenhang, den Herrmann gezimmert hat. Warum fiel er dem „Focus“-Mann Reitz ins Wort? Und warum nennt er, wenn es um Beispiele erfolgreicher Einwanderer geht, Roberto Blanco und einige Profifußballer? Stellt er sich Menschen mit schwarzer Hautfarbe so vor – als lustige Unterhalter oder Spitzensportler? Damit bestätigt er exakt das Klischee weißer Männer über schwarze Männer: Lustig können sie sein, die Schwarzen. Gut singen auch. Und im Sport sind sie auch eine Kanone. Aber für alles andere, besonders für Kopfarbeit…

Bei „Hart aber fair“ hat Herrmann hart und unfair in die Tasten gehauen und die klassischen rassistischen Vorurteile bemüht. Man soll einen Menschen nicht für ein einziges Wort verdammen.  Aber je länger ich schreibe, umso schwerer wiegt Herrmanns Vergehen. Nun sollte Seehofer handeln. Schluss mit den Kampfsprüchen gegen Flüchtlinge. Seehofer muss eine Entschuldigung von seinem Minister einfordern. Und der sollte in einem langen Gespräch klären, was er sonst noch so über Einwanderer denkt. Oder einfach gehen.

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