Klage gegen LinkedIn: Netzwerk hilft beim Ausspionieren von Jobkandidaten

Business-Plattformen wie Xing und LinkedIn dienen zum beruflichen Netzwerken und führen im Idealfall zu einem neuen Job. LinkedIn muss sich wegen seiner Jobsuche in den USA allerdings nun vor Gericht verantworten. Die Kritik: Arbeitgebern zeigt das Netzwerk Kontakte an, die Informationen über einen möglichen Bewerber geben könnten – ohne den Jobkandidaten darüber zu informieren.

LinkedIn und CEO Jeff Weiner haben Ärger wegen der Jobsuche. (Bild: AFP)
LinkedIn und CEO Jeff Weiner haben Ärger wegen der Jobsuche. (Bild: AFP)

Nicht nur Arbeitnehmer können auf LinkedIn nach neuen Stellen suchen. Auch Unternehmen und Headhunter können Ausschau nach möglichen Kandidaten halten. Wer einen kostenpflichtigen Account hat, kann bei der Suche nach neuen Arbeitskräften auf eine besondere Funktion zurückgreifen: den „Trusted Reference“-Report.

„Die Wahrheit über den Kandidaten herausfinden“

Diese Funktion helfe, „die Wahrheit über den Kandidaten“ herauszufinden, verspricht LinkedIn. „Trusted Reference“ finde Menschen, die über den möglichen Bewerber „echtes, ehrliches Feedback“ geben könnten. Das heißt: Die Website erstellt eine Liste von Querverbindungen, die den Personalverantwortlichen den Kontakt zu Personen geben, die mehr Infos über einen möglichen Kandidaten haben. Das können ehemalige Vorgesetzte oder Kollegen sein. Doch nicht nur das: Die Funktion ermutigt das Unternehmen auch, Kontakt zu jenen Personen aufzunehmen. Der mögliche Kandidat, um den es dabei geht, bekommt davon nichts mit. Eine Möglichkeit, sich dem Entziehen oder mögliche Unstimmigkeiten zu klären, gibt es offenbar nicht. Zudem gibt das Netzwerk die Informationen offenbar weiter, ohne deren Verwendungszweck zu klären, wie Credit.com berichtet.

Im US-Bundesstaat Kalifornien wurde deswegen nun eine Sammelklage gegen das Netzwerk eingereicht. Die Kläger sind davon überzeugt, dass die „Trusted Reference“-Funktion gegen das Gesetz verstößt. Indem LinkedIn derart detaillierte Informationen über einen möglichen Jobkandidaten bereitstelle, gebe das Unternehmen Wirtschaftsauskünfte und agiere wie ein Kreditbüro. Denn auch wenn das Netzwerk keine Kreditinformationen veräußert, gelte in den USA all jenes als Kreditauskunft, was zu Entscheidungen bezüglich Krediten, Versicherungen und Arbeitsverhältnissen führt. Das berichtet Credit.com.

Verkauf von Informationen hinter dem Rücken der Mitglieder

In der Klage heißt es: „Im Wesentlichen hat LinkedIn einen Marktplatz geschaffen, auf dem es Informationen über Anstellungsverhältnisse verkauft, die korrekt oder falsch sein können und die es teilweise von ahnungslosen Mitgliedern bezieht, was nicht dem Gesetz entspricht.“ Eine Mitklägerin ist überzeugt, deswegen eine Arbeitsstelle nicht bekommen zu haben. Der Frau wurde angeblich für einen Job zugesagt. Kurze Zeit später habe sich die Firma dann anders entschieden, nachdem sie „einige Referenzen“ geprüft habe. Die Frau hatte bei der Bewerbung angeblich keine Referenzen angegeben.

LinkedIn ist sich keiner Schuld bewusst. Wie das Unternehmen mitteilte, seien die Anschuldigungen unbegründet. Man wolle energisch dagegen vorgehen.