Bolsonaro und der Nandu: Vogel beißt Präsidenten

Ein Nandu wird politisch. Bei einem Spaziergang biss der Straußenvogel den brasilianischen Präsidenten in die Hand und wird nun im Internet dafür von dessen Gegnern gefeiert.

Nandus vor dem Alvorada Palast in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Hier sehen sie ganz friedlich aus. (Bild: Andressa Anholete/Getty Images)
Nandus vor dem Alvorada Palast in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Hier sehen sie ganz friedlich aus. (Bild: Andressa Anholete/Getty Images)

Eben noch spielte Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro die Corona-Pandemie als “kleine Grippe” herunter, jetzt ist er selbst positiv getestet worden. Seitdem muss sich der Rechtspopulist in seinem präsidialen Palast in der Hauptstadt Brasilia in Quarantäne aufhalten. Das scheint den 65-Jährigen schon nach ein paar Tagen zu langweilen, denn er spazierte durch die umliegenden Parkanlagen. Fotografen beobachteten, wie er versuchte, die dort ansässigen Straußenvögel zu füttern. Die aber verliehen der Meinung vieler Brasilianer Ausdruck, dass der Präsident das Land denkbar schlecht durch die Corona-Krise manövriert und bissen Bolsonaro. Die lokale Medienseite Metropóles veröffentlichte die Aufnahmen. Die Fotos von dem Vorfall schafften es schnell zu Twitter, wo der Nandu, eine flugunfähige Vogelart, die mit Straußen und Emus verwandt ist, für seine aufmüpfige Aktion gefeiert wurde.

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“Die Natur heilt sich selbst”

Viele User zeigten sich besorgt um die Gesundheit des Nandus. Die einen befürchteten, dass der Hardliner-Präsident den Vogel strafen würde, andere eher, dass sich der Nandu bei dem Biss mit Covid-19 angesteckt haben könnte. Anderen war die Attacke noch zu harmlos, einer wünschte sich, es möge beim nächsten Mal ein Tiger sein. Die kommunistische Kongressabgeordnete Jandira Feghali schrieb, sie sei “100 Prozent Nandu.” Die brasilianische Journalistin Solange Mateus schrieb auf Twitter: “Selbst die Tiere merken, wenn jemand bösartig ist.” Der Biologe Flávio Souza kommentierte den Biss mit dem Satz: “Die Natur heilt sich selbst.” Die Wut vieler Brasilianer gegen ihren rechtskonservativen Präsidenten nährt sich auch aus der laxen Haltung seiner Regierung gegenüber der Pandemie. Innerhalb weniger Wochen war Brasilien zum Land mit den zweitmeisten Fällen und Todesopfern hinter den USA aufgestiegen, nach wie vor ist das Virus nicht eingedämmt. Momentan registriert die John Hopkins Universität fast zwei Millionen nachgewiesene Infektionen, über 74.000 Brasilianer sind schon an dem Virus gestorben. Dennoch weigerte sich Bolsonaro lange, notwendige Maßnahmen landesweit einzuführen. Stattdessen war er oft selbst ohne Maske und Abstand in Menschenmassen unterwegs. In der vergangenen Woche gab er dann seine Infektion mit SARS-CoV-2 bekannt. Am gestrigen Dienstag erzählte er dem US-amerikanischen TV-Sender CNN in einem Telefoninterview, dass er die Routine der Quarantäne nicht viel länger aushalte. “Es ist schrecklich,” wurde Bolsonaro zitiert.

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Bolsonaro ist übrigens nicht der einzige autoritäre Präsident, der es mit einem schnappenden Vogel zu tun bekam. Auch nach seinem politischem Vorbild Donald Trump wurde schon gehackt, ausgerechnet von Amerikas Wappentier, einem Adler.

Außer gegen bissige Vögel muss sich Bolsonaro momentan auch noch gegen eine Klage wehren. Er wurde von einem Journalistenverband wegen der Gefährdung seiner Mitglieder verklagt. Der Präsident hatte bei einem Interviewtermin kurz nach seiner Covid-19-Diagnose die Maske abgezogen während er von Journalisten interviewt wurde.

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