Braune Kronen: Die Trockenheit lässt Stadtbäume leiden

Erste Hilfe: Ein Mitarbeiter des Freiburger Gartenamtes bewässert einen jungen Kastanienbaum. Foto: Patrick Seeger/Archiv

Braune Blätter schon im Sommer: Die Straßenbäume leiden vielerorts in Deutschland unter der ungewöhnlichen Trockenheit in diesem Jahr. In KÖLN sterben wegen des trockenen Sommers einige Bäume ab, sagte ein Sprecher der Stadt.

Zu den gefragtesten Bäumen in deutschen Großstädten gehören die Linde, Ahorn, Eiche, Birke und Platane. DÜSSELDORF rief im Juli dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt zufolge Bürger auf, Bäume zu gießen.

In KOBLENZ und TRIER rückte mehrfach die Feuerwehr aus, um besonders gefährdete Straßenbäume zu bewässern.

Auch Hessen ist stark von Trockenheit betroffen. In den dortigen Wäldern leiden vor allem die jungen Bäume, besonders im Rhein-Main-Gebiet und in Südhessen. Jeder dritte im Frühjahr frisch gepflanzte Baum drohe zu vertrocknen, sagte Michael Gerst, Chef des Landesbetriebs Hessen-Forst in Kassel. Ausgewachsene Bäume können einige trockene Monate überstehen. Für sie bedeute fehlendes Wasser aber auch Stress. Manche werfen Nadeln oder Blätter ab - und werden anfälliger für Schädlingsattacken.

Dringlich ist die Lage auch in WÜRZBURG, wo die Blätter von Ahornbäumen und Linden braun werden: Dort werden seit einem Monat Straßenbäume notbewässert. Der Norden Bayerns erlebt derzeit die größte Frühjahrs- und Sommertrockenheit seit knapp 40 Jahren, wie Susanne Böll von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau sagt. «Kein Wunder, dass unsere heimischen Stadtbaumarten mit solchen Bedingungen nicht mehr zurecht kommen und mittlere bis schwere Trockenschäden zeigen.» Die Behörde testet derzeit auch 30 verschiedene Baumarten auf ihre Stadtklima-Verträglichkeit.

OLDENBURG pflanzt seit langem Bäume, die als stress- und hitzetolerant gelten. Unter ihnen sind unter anderem der Feldahorn oder die Hainbuche. In WOLFSBURG vermutet Michael Seitz, der für die Baumpflege und -kontrolle der Stadt zuständig ist, dass auch Baumaßnahmen zu Grundwasserabsenkungen führen und den Eichen der Stadt schaden.

Auch BERLINER Forscher beobachten etwa den Amerikanischen Amberbaum, die Kobushi-Magnolie oder die fast vergessene Späth's Erle, von denen sie hoffen, dass sie der Großstadt eher gewachsen sind als Kastanie, Platane & Co. Auch hier hatten Behörden die Bürger aufgerufen, selbst zum Eimer zu greifen. Das sei jetzt nicht mehr nötig, sagte Derk Ehlert, Experte von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Dass viele der 440 000 Stadtbäume Blätter abwerfen, sei Selbstschutz, um nicht noch mehr Wasser zu verlieren.

STUTTGARTS Bäume hätten die Juli-Hitze relativ gut überstanden, sagte Gartenamtschef Volker Schirner. «Die Welle hätte aber nicht viel länger dauern dürfen.»

Die Trockenheit, Temperaturrekorde und hohe Windgeschwindigkeiten verschärften den Stress von Stadtbäumen, die ohnehin auf verdichtetem Boden stehen müssten, heißt es aus dem Umweltministerium im saarländischen SAARBRÜCKEN.

Bisher war der Sommer auch in SACHSEN-ANHALT zu trocken. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) fielen im Durchschnitt 123 Millimeter Niederschlag, was nur 65 Prozent der normal zu erwartenden Summe darstellt. Besonders gepflegt oder bewässert wurden die Bäume hier aber nach Angaben des zuständigen Verkehrsministeriums nicht.

Im Norden hingegen ist die Lage vergleichsweise entspannt. Zwar waren auch in FLENSBURG und ROSTOCK gerade die jungen Bäume betroffen - um sie haben sich Firmen des Garten- und Landschaftsbaus entsprechend mehr gekümmert. Eine Sprecherin aus Flensburg betonte jedoch, dass die Folgen der Trockenheit «deutlich schlimmer» hätten ausfallen können.