Bruno Jonas bei Markus Lanz: “Leider ist das Volk auch manchmal das Problem”

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Was war eigentlich los am Tag der Deutschen Einheit? Tilman Steffen war als Journalist in Dresden. Was sich bei der Abschlusskundgebung zutrug beschriebt er in der Talkrunde von Markus Lanz als „absurde Situation“. Hunderte Pöbler skandierten „Volksverräter! Haut ab! Widerstand!“ Und Worte, die besser nicht niedergeschrieben werden sollten. „Grundsätzlich, würde ich sagen, kann man das zulassen.“ Denn natürlich, Protest gehört zu einer Demokratie, zur freien Meinungsäußerung. Doch für Steffen gibt es Grenzen, die in Dresden überschritten wurden: „Der Prozess muss dort enden, wo er andere beeinträchtigt.“ Er spricht von verstörten Kindern, weinenden Menschen, verängstigten Zuschauern. Jemand, der Verantwortung in diesem Land trägt, die Politiker müssen es aushalten, auch schärfstens kritisiert zu werden – doch Unbeteiligte dürfen darunter nicht leiden, betont er.

“Das gehört vermutlich auch zu Deutschland“, gibt Kabarettist Bruno Jonas zu bedenken.” Man sollte von einigen Hunderten Protestlern nicht auf das ganze Geschehen in der Demokratie schließen. “Ich habe schon manchmal den Eindruck, dass Demokratie nicht für alle geeignet ist. Leider ist das Volk auch manchmal das Problem: Es gibt halt auch viele Deppen im Volk.” Später formuliert er dann etwas charmantert: „Es gibt keine Trottel. Es gibt welche, die haben kein Glück beim Denken.“

Jetzt kommt die AfD und “verarscht” die Wähler besser

Lanz pflichtet ihm bei: Es gibt eben die furchtbar schlauen und die, die nicht gerade die hellsten Leuchten auf der Torte sind. Was ihm jedoch Sorgen bereitet: „Die Grenze des Sagbaren wird nach außen verschoben.“ Der Moderator findet diese Entwicklung bedenklich. Lanz ist es ein Rätsel, warum gerade immer mehr junge Menschen sich den Demonstrationen um Pegida anschließen. Er frage sich, warum viele nicht all die Chancen nutzen, die das Lebenfür sie bereit hält - und plädiert für weniger Angst: Wenn ein junger Mensch ernsthaft Angst habe vor Menschen, die mit nichts mehr als sie am Leibe tragen hier herkommen, mit denkbar schlechten Startbedingungen, sagt er, „wenn du ernsthaft glaubst, dass sie Konkurrenz für dich sind, musst du dich ernsthaft fragen, was du in den letzte 25 Jahren gemacht hast.“

Und weil kaum eine Lanz-Sendung mehr ohne die AfD auskommt, diskutieren er uns sein Gast Jonas dann schließlich einmal mehr darüber, wer und warum diese nun eigentlich wählt.

Die AfD habe dieselbe Masche wie alle anderen und ist damit erfolgreich. Genau darum sind die andern beleidigt, analysiert Jonas. So einfach ist das. Die etablierten Parteien denken: „Das sind doch die Wähler, die wir verarscht haben. Jetzt kommen die an…“ - „Und verarschen sie besser“, bringt Lanz seinen Satz auf die Spitze. Rechtspopulismus entdeckt der Kabarettist Bruno Jonas auch bei den Linken oder der SPD, beispielsweise beim Geschacher eine Obergrenze und „Kontingente“. „Alle Politiker kommen mit einfachen Botschaften“, sagt Jonas, sie arbeiten mit populistischen Floskeln, Emotionen. Die AfD-Rhetorik ziehe sich durch alle Parteien. „Doch das Richtige wird oft falsch, wenn es der Falsche sagt.” Und umgekehrt. Letztlich gehe es schließlich kaum einem Politiker darum, aufzuklären. Es geht darum, gewählt zu werden.

Für Jonas ist die Sache jedenfalls klar: Die AfD findet er super. Als „Stofflieferant fürs Kabarett“.